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Behauptungen und Tatsachen: Das Rüstungsgleichgewicht im Nahen OstenBehauptungen
Tatsache Die ersten Waffenlieferungen aus dem Ostblock an Ägypten erfolgten noch im selben Jahr. In der Hoffnung, sich einen Rest an Einfluss in Ägypten bewahren und die ägyptischen Waffenkäufe einschränken zu können, boten die Vereinigten Staaten Nasser daraufhin an, den Assuan-Damm zu bauen. Dieser ging jedoch nicht auf die amerikanische Friedensinitiative ein und stockte stattdessen seine Rüstungsaufträge auf. Ägypten betrieb damals eine Politik des "Neutralismus". Das bedeutete, dass Nasser sowohl vom Osten als auch vom Westen Hilfe annahm, wo er konnte, sich aber gleichzeitig die Freiheit nahm, den Westen zu attackieren, während er die sowjetischen Bemühungen, in der arabischen und der afroasiatischen Welt Einfluss zu gewinnen, unterstützte. Die Folge dieser Taktik und der wachsenden Feindseligkeit Nassers gegenüber dem Westen war, dass die Vereinigten Staaten ihr Angebot zum Bau des Dammes zurückzogen. Daraufhin verstaatlichte Ägypten den Suezkanal. Sofort nach Nassers Waffendeal mit den Sowjets im Jahr 1955 wandte Israel sich an die Vereinigten Staaten - nicht etwa, um sich Waffen schenken zu lassen, sondern um sie zu kaufen. Die USA sahen zwar ein, dass das Rüstungsgleichgewicht gewahrt bleiben musste, verwiesen Israel jedoch an Frankreich und andere europäische Länder. Erst 1962 waren sie bereit, ein hoch entwickeltes Waffensystem - die HAWK-Luftabwehrrakete - an Israel zu verkaufen. Behauptung Tatsache Obwohl Ägypten die sowjetischen Waffen im Austausch gegen Baumwolle zu Sonderpreisen erhielt, beliefen sich die Schulden des Landes bei der UdSSR im Jahr 1977 auf etwa elf Milliarden Dollar,1 Israel musste für vergleichbare Waffen sehr viel mehr bezahlen, dazu kamen Zinsen. Auch nachdem sie in den Sechzigerjahren allmählich angefangen hatten, Waffen an Israel zu verkaufen, wahrten die USA eine Politik des Gleichgewichts, indem sie stets ähnliche Waffen an die arabischen Staaten verkauften. 1965 zum Beispiel wurde der erste größere Panzerverkauf an Israel durch eine gleichwertige Lieferung an Jordanien ausgeglichen. Ein Jahr später erhielt Israel Skyhawks, doch gleichzeitig lieferten die USA Flugzeuge an Marokko und Libyen und andere Waffen an den Libanon, Saudi-Arabien und Tunesien.2 Behauptung Tatsache Israels stehendes Heer ist kleiner als die Streitkräfte Ägyptens, des Irak, Irans und Syriens. Selbst mit seinen Reservestreitkräften ist das Land den Armeen der drei erstgenannten Staaten zahlenmäßig unterlegen. Dazu kommt, dass Israel es im Kriegsfall wie in den früheren Kriegen höchstwahrscheinlich mit einer feindlichen Koalition zu tun hätte. Dann aber ist ihm praktisch jede Allianz aus eventuellen Gegnern, was zahlenmäßige Stärke, die Anzahl der Panzer und die Stärke ihrer Luftwaffe betrifft, überlegen. Diese massive Aufrüstung bedroht nicht nur Israels Sicherheit, sondern zwingt den Staat auch, ein Sechstel seines Bruttosozialprodukts in die Rüstung zu stecken. Und das genügt im Grunde noch nicht einmal, denn finanzielle Engpässe haben Israel gezwungen, entscheidende Kürzungen im Verteidigungshaushalt vorzunehmen. Die ausländischen Waffenlieferungen an arabische Staaten haben Israels Kosten für die Aufrechterhaltung seiner eigenen Verteidigung beträchtlich erhöht und den Druck auf die israelische Wirtschaft verstärkt. Behauptung Tatsache Auch der Irak bleibt langfristig eine Bedrohung für die Sicherheit Israels. Saddam Hussein besitzt noch immer etwa 2400 Panzer und 300 Kampfflugzeuge. Ein Teil des chemischen Waffenarsenals, des nuklearen Materials und der Nukleareinrichtungen und der mobilen Raketenabschussrampen haben den Golfkrieg unbeschadet überstanden und sind von den UN-Inspektoren nicht entdeckt worden. Im Januar 2001 berichtete ein irakischer Überläufer dem Londoner Sunday Telegraph, dass der Irak zwei voll funktionsfähige Atombomben gekauft habe und an der Herstellung weiterer Atombomben arbeite.4 Noch während dieser Geschichte nachgegangen wurde, veröffentlichte der deutsche Bundesnachrichtendienst einen Bericht, in dem es hieß, dass der Irak innerhalb von drei Jahren eine Atombombe entwickeln kann und an einer Langstreckenrakete arbeitet, die schon im Jahr 2005 Europa bedrohen könnte. Der Bericht enthielt außerdem Hinweise darauf, dass der Irak in großem Maßstab chemische Waffen herstellt und möglicherweise die Herstellung biologischer Waffen aufgenommen hat.5 Libyen war bis vor kurzem trotz seines ungeheuren Arsenals sowjetischer Waffen aller Art nicht in der Lage, Israel direkt anzugreifen. Inzwischen hat es jedoch einen Weg gefunden, seine Bomber in der Luft aufzutanken, sodass sie Israel direkt anfliegen können. Der amerikanische Geheimdienst entdeckte außerdem Beweise für den Bau einer zweiten unterirdischen Fabrik für chemische Waffen neben der zurzeit in Rabta betriebenen Einrichtung. In Rabta sollen hundert Tonnen chemischer Kampfstoffe hergestellt worden sein. Hinzu kommt, dass der Terrorismus in Libyen staatlich gefördert wird. So war Libyen zum Beispiel für das Attentat auf die Pan Am 103 im Jahr 1988 verantwortlich, bei dem über 200 Amerikaner ums Leben kamen. Saudi-Arabien erwirbt weiterhin große Mengen an Waffen in dem Versuch, seine Militärmacht weit über die eigenen Verteidigungserfordernisse hinaus zu stärken. Nach dem Golfkrieg setzte das Land die Käufe von neuesten amerikanischen Waffen in großem Maßstab fort, obwohl der Irak, der doch die größte Bedrohung für die Sicherheit Saudi-Arabiens darstellte, seine Aufrüstung drastisch reduziert hatte. Behauptung Tatsache Selbst wenn in der Vergangenheit alle amerikanischen Waffenverkäufe an die Saudis ohne Einschränkungen vom Kongress genehmigt worden wären, ist es fraglich, ob das militärische Kräftegleichgewicht am Boden oder der Entscheidungsprozess in Riad anders ausgesehen hätte. Die kleine saudische Armee kann dem Angriff einer drei oder vier Mal stärkeren Macht nicht allein standhalten. Die Politiker führen immer wieder ins Feld, dass die Saudis moderne Waffen brauchen, um ihr Land gegen andere Länder, die so mächtig sind wie die ehemalige Sowjetunion, verteidigen zu können, und behaupten, diese Waffen würden keine Gefahr für Israel darstellen. In den arabisch-israelischen Kriegen der Vergangenheit war das saudische Arsenal an modernen Waffen nicht groß genug, als dass die Beteiligung Saudi-Arabiens an einer arabischen Koalition gegen Israel eine ernsthafte Bedrohung dargestellt hätte. Inzwischen könnte das Königreich jedoch wegen seiner Aufrüstung von anderen östlichen Frontpartnern zu Offensivhandlungen gegen Israel gedrängt werden. "Ich wünschte, Israel bräuchte keine hoch entwickelten Verteidigungswaffen und wäre nicht darauf angewiesen, die stärksten Streitkräfte in diesem Weltteil zu unterhalten. Ich wünschte, die Welt würde den jüdischen Staat nicht zwingen, seine begrenzten finanziellen Ressourcen ins Militär statt in die Universitäten zu investieren. Aber das Überleben geht vor, und Israels militärische Stärke ist entscheidend für sein Überleben. Wer glaubt, das Überleben eines Menschen oder eines Staates würde allein durch seine moralische Überlegenheit gesichert, der sei hiermit an das Warschauer Getto und an die Gaskammern von Treblinka erinnert." Alan Dershowitz 7 Behauptung Tatsache Israel hat wiederholt die Schaffung einer atomwaffenfreien Zone im Nahen Osten gefordert und immer wieder versichert, dass es nicht als erster Staat Atomwaffen im Nahen Osten einführen wird. Zeitgleich dazu haben viele Länder des Nahen Ostens versucht, eigene nicht konventionelle Waffen zu entwickeln. Behauptung Tatsache |