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Behauptungen und Tatsachen: GrenzenBehauptung
Behauptung Tatsache Die Grenzen der Länder des Nahen Ostens wurden von den Westmächten nach der Niederlage der Türkei im Ersten Weltkrieg und nach der Aufteilung der französischen und britischen Mandate willkürlich festgelegt. Die Gebiete, die nach der Teilungsresolution der Vereinten Nationen an Israel fallen sollten, hatten zum Reich der Osmanen gehört, die von 1517 bis 1917 in Palästina geherrscht hatten. Emir Faisal, den die Franzosen in Syrien abgesetzt hatten, wurde auf britische Intervention hin Herrscher des neuen Königreichs Irak. 1922 schufen die Briten das Emirat Transjordanien, das das gesamte östlich des Jordan gelegene Gebiet Palästina umfasste. Auf diese Weise erhielt Emir Abdullah, dessen Familie in einer Stammesfehde auf der arabischen Halbinsel unterlegen war, wieder ein Königreich. Keines der Länder, die an Israel grenzen, war vor dem 20. Jahrhundert unabhängig gewesen. Im Gegenteil, viele arabische Nationen wurden sogar erst nach der Gründung des israelischen Staates unabhängig.1 "Israel war seit seiner Gründung ein expansionistischer Staat." Tatsache Israels Grenzen wurden von den Vereinten Nationen festgelegt, als der Staat die Teilungsresolution von 1947 anerkannte. In einer Reihe von Verteidigungskriegen hat Israel danach zusätzliches Territorium erobert. Bei zahlreichen Gelegenheiten hat es sich jedoch aus diesen Gebieten wieder zurückgezogen. "Israel war schon lange darauf aus, das arabische Territorium vom Nil bis zum Euphrat zu erobern. In der Knesset hängt sogar eine Karte, auf der dieser Vorsatz deutlich wird." Tatsache Dieses Thema wird von Israels Feinden immer wieder aufs Tapet gebracht und in der gesamten arabischen und islamischen Welt mit schöner Regelmäßigkeit wiederaufgegriffen. In Wirklichkeit ist die Agora die Nachprägung einer alten jüdischen Münze aus der Zeit des Hasmonäerkönigs Mattathias. Die moderne israelische Münze zeigt die antike Prägung, die natürlich in 2000 Jahren etwas gelitten hat. Dieser leicht verformte Umriss auf einer antiken Münze aber soll, wie Arafat versichert, eine geheime "Karte" des auf eine Erweiterung seiner Grenzen hin arbeitenden Israel darstellen. Der syrische Verteidigungsminister Mustafa Tlas behauptete, über dem Eingang der Knesset seien die Worte eingemeißelt: "Das Land Israel vom Euphrat bis zum Nil."2 Anderen Aussagen zufolge zeigt eine in der Knesset hängende Karte diese Grenzen. Weder die Inschrift noch die Karte existieren. Doch viele Menschen in der arabischen Welt haben sich erfolgreich eingeredet, dass es sie gibt. Araber, die das Parlament besuchten und die bewusste Karte nirgendwo entdecken konnten, glauben einfach, sie sei vor ihrem Besuch entfernt worden.3 "Die Westbank gehört zu Jordanien." Tatsache Die Westbank war nie ein legaler Teil Jordaniens. Nach der Teilungsresolution der Vereinten Nationen von 1947 - die die Juden akzeptierten, die Araber jedoch ablehnten - sollte es Teil eines unabhängigen arabischen Staates in Westpalästina sein. Im Krieg von 1948 marschierte dann jedoch das jordanische Heer ein und besetzte das Gebiet. 1950 annektierte Jordanien die Westbank. Nur zwei Regierungen - die Großbritanniens und Pakistans - haben die Annexion durch Jordanien formal anerkannt. Der Rest der Welt, einschließlich der Vereinigten Staaten, hat das zu keiner Zeit getan. Während der Besatzungszeit von 1950 bis 1967 ließ Jordanien es zu, dass Terroristen von hier aus Anschläge in Israel durchführten. Amman verlor die Westbank, als Jordanien 1967 in den Krieg eintrat. "Israel hat die Golanhöhen in einem Angriffskrieg erobert." Tatsache Zwischen 1948 und 1967 kontrollierte Syrien die Golanhöhen. Es nutzte sie als militärischen Stützpunkt, von dem aus syrische Verbände immer wieder wahllos israelische Zivilisten im Hula-Tal angriffen, sodass die Kinder in den Kibbuzim in Bunkern schlafen mussten. Viele Straßen in Nordisrael konnten erst überquert werden, nachdem sie mit Minensuchgeräten überprüft worden waren. Ende 1966 wurde ein Jugendlicher von einer Mine in Stücke gerissen, als er in der Nähe der libanesischen Grenze Fußball spielte. Manchmal wurden diese Überfälle auch von Jassir Arafats Fatah durchgeführt, die Syrien von seinem Territorium aus operieren ließ.4 Nichts wurde unternommen, um Syriens Aggression zu stoppen. Eine äußerst milde Resolution des Sicherheitsrates, die dem "Bedauern" über derartige Zwischenfälle Ausdruck gab, wurde von der Sowjetunion verhindert. Die Vergeltungsschläge Israels dagegen wurden von den Vereinten Nationen verurteilt. "Soweit der Sicherheitsrat sich überhaupt offiziell äußerte", schrieb der Historiker Netanel Lorch, "war die Jagd auf Israelis auf ihrem eigenen Grund und Boden freigegeben".6 Am 9. Juni 1967 ging Israel gegen die syrischen Stellungen auf dem Golan vor. Am späten Nachmittag des 10. Juni war die Hochebene in der Hand der Israelis. Die Besetzung der strategisch wichtigen Golanhöhen erfolgte erst nach 19 Jahren unausgesetzter Provokation von Syrien aus und nach vielen erfolglosen Versuchen, die internationale Gemeinschaft zum Eingreifen zu bewegen. "Es besteht keinerlei strategische Notwendigkeit, dass Israel die Golanhöhen kontrolliert Syriens Einhaltung des Waffenstillstands auf dem Golan beweist, dass Israel das Gebiet gefahrlos zurückgeben könnte." Tatsache Es stimmt, dass Syrien - abgeschreckt durch die Anwesenheit internationaler Friedenstruppen in Artilleriereichweite von Damaskus - seit 1974 für Ruhe auf dem Golan gesorgt hat. Doch gleichzeitig ist es in all diesen Jahren zum Zufluchtsort zahlloser terroristischer Gruppen geworden, die Israel vom Libanon und von anderen Ländern aus mit Anschlägen überziehen. Zu diesen Gruppen gehören die Demokratische Front für die Befreiung Palästinas (DFLP), die Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP), die Hisbollah und die Volksfront für die Befreiung Palästinas-Generalkommando (PFLP-GC). Zusätzlich hat Syrien Hunderttausende Soldaten - etwa 75 Prozent seiner gesamten Heeresmacht - an der isralischen Front bei den Golanhöhen stationiert. Vom Westgolan aus sind es nur knapp 100 Kilometer - ohne nennenswerte geografische Hindernisse - bis nach Haifa und Akko, ins industrielle Herz Israels. Der Höhenzug, der im Westen von ca. 130 auf ca. 550 Meter ansteigt und an den alten Grenzen Israels von vor 1967 verläuft, blickt auf das Hula-Tal, Israels fruchtbarstes Agrarland. In den Händen eines freundlich gesonnenen Nachbarstaates kommt dem steil aufragenden Hochplateau kaum militärische Bedeutung zu. Wenn er jedoch von einem feindlichen Land kontrolliert wird, kann der Golan jederzeit wieder zum strategischen Albtraum für Israel werden. Vor dem Sechs-Tage-Krieg, als die israelischen Siedlungen in Galiläa vom Golan aus beschossen wurden, waren Israels Verteidigungsmöglichkeiten gegen die syrischen Angriffe durch die geografische Lage der Golanhöhen stark eingeschränkt. Artilleriefeuer war wegen der schlechten Übersicht vom Hula-Tal aus nur begrenzt einsetzbar; Luftangriffe wurden durch die gut vergrabenen, hervorragend befestigten syrischen Stellungen vereitelt; und ein Bodenangriff "... hätte ein größeres Truppenaufgebot erfordert und damit das Risiko noch schwererer Zwischenfälle und ernster politischer Verwicklungen heraufbeschworen", bemerkte Irving Heymont, ein pensionierter Colonel der amerikanischen Streitkräfte.7 Als Israel dieses Risiko schließlich einging und im Jahr 1967 die syrischen Stellungen stürmte, kamen dabei 115 Soldaten ums Leben - etwa gleich viele amerikanische Soldaten fielen im Rahmen der gesamten Operation Wüstensturm. Als der Friedensprozess in den Jahren 1996 bis 1997 ins Stocken geriet, nahm Syrien seine Kriegshetze gegen Israel wieder auf und führte zugleich auffällige Truppenverschiebungen durch. Israelische Beobachter warnten vor der Möglichkeit eines Blitzschlags durch syrische Streitkräfte mit dem Ziel der Rückeroberung des Golan. Den israelischen Verteidigungsstreitkräften gelang es jedoch zumindest bislang, den syrischen Manövern die Stirn zu bieten und den Frieden zu bewahren. "Israel hat es abgelehnt, Kompromissvorschläge im Blick auf die Golanhöhen zu machen, während Syrien bereit war, Land gegen Frieden einzutauschen." Tatsache Unter Hafez Assad war Syriens Haltung absolut starr: Der komplette Rückzug Israels aus dem gesamten Gebiet der Golanhöhen war die Vorbedingung für Gespräche über eventuelle Zugeständnisse Syriens im Ausgleich dafür. Zu keiner Zeit hat Assad jedoch seine Bereitschaft bekundet, Frieden mit Israel zu schließen, wenn er den gesamten Golan oder auch einen Teil davon zurückerhielte. Israel wiederum war gleichermaßen unnachgiebig in seiner Entschlossenheit, keine Gebiete aufzugeben, ohne gleichzeitig feste Zusagen Syriens zu haben. Israel macht seine Bereitschaft, über die Rückgabe von Teilen des Golan oder auch des ganzen Golangebiets zu verhandeln, von der Bereitschaft Syriens abhängig, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu normalisieren und ein Abkommen zu unterzeichnen, das dem Kriegszustand, der nach syrischer Aussage momentan zwischen ihnen besteht, ein Ende macht. Abgesehen von der militärischen Sicherheit liegt der Schlüssel zum Frieden mit Syrien nach Snehs Worten vor allem in der Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern. "Wenn ein Israeli an Normalisierung denkt, dann stellt er sich vor, dass er morgens aufsteht, mit seiner Frau und seinen Kindern einen Einkaufsbummel in Damaskus macht und wieder nach Hause fährt", so Sneh. "Für die Syrer dagegen besteht eine Normalisierung bestenfalls im Austausch von Botschaftern und der Einrichtung möglichst vieler Flugverbindungen. Wir müssen darauf drängen, dass es ein wärmerer Friede wird als der Friede mit Ägypten, eher so wie der Friede, den wir mit Jordanien haben." "Vom streng militärischen Standpunkt müsste Israel darauf bestehen, zumindest einige der eroberten Gebiete zu behalten, damit es in der Lage ist, seine Grenzen zu verteidigen." "Israel hat die Golanhöhen im Jahr 1981 illegal annektiert und damit gegen geltendes internationales Recht und gegen Resolution 242 verstoßen." Tatsache Am 14. Dezember 1981 stimmte die Knesset für die Annexion der Golanhöhen. Nach der neuen Satzung waren die Einwohner des Golan nun der israelischen Zivilgesetzgebung und Verwaltung unterstellt, die die seit 1967 bestehende Militärverwaltung ablöste. Das Gesetz schließt weitere Verhandlungen über eine endgültige Entscheidung über den Status des Gebiets nicht aus. Professor Julius Stone vom Hastings College of Law schrieb zur Annahme des besagten Gesetzes durch die Knesset: "Nach internationaler Rechtsprechung gibt es keine Vorschrift, die verlangt, dass eine militärische Besatzung bis in alle Ewigkeit wartet, ehe sie die Kontrolle und Verwaltung des eroberten Territoriums zu einer Dauereinrichtung macht ... Viele internationale Anwälte haben sich in der Tat bereits über die Geduld gewundert, die Israel bis dahin an den Tag gelegt hat."8 "Israel kann sich aus der Westbank ebenso leicht zurückziehen, wie es sich aus dem Sinai zurückziehen konnte." Tatsache Mehrere Seiten des Friedensvertrags zwischen Israel und Ägypten sind diversen Sicherheitsvorkehrungen gewidmet. So betrifft zum Beispiel Artikel III des Anhangs zum Vertrag die Zonen, in denen Aufklärungsflüge erlaubt sind, und Artikel V erlaubt die Einrichtung von Frühwarnsystemen in bestimmten Zonen. Trotzdem hat Israel sich seit Oslo aus dem größten Teil der Westbank zurückgezogen und angeboten, im Austausch gegen eine endgültige friedliche Regelung mit den Palästinensern über 90 Prozent des Gebietes aufzugeben. Doch Israel kann und will nicht, wie es die Palästinenser fordern, zu den alten Grenzen von 1967 zurückkehren. Die Abkommen mit den Palästinensern, die Israel unterzeichnet hat, und der Vertrag mit Jordanien enthalten zahlreiche spezielle Klauseln, die die Sicherheitsrisiken für Israel minimieren sollen. "Es ist unmöglich, Jerusalem zu verteidigen, wenn die umliegenden Höhen nicht gehalten werden ... ein Flugzeug, das von einem Flughafen in Amman aus startet, kann in zweieinhalb Minuten über Jerusalem sein. Aus diesem Grund ist eine Verteidigung des ganzen Landes völlig ausgeschlossen, wenn man dieses strategisch entscheidende Gebiet nicht unter Kontrolle hat." "Der Golfkrieg beweist, dass Israels Forderung nach verteidigungsfähigen Grenzen in einer Ära von Missiles und Langstreckenbombern, die innerhalb von Minuten riesige Gebiete überqueren können, unrealistisch ist." Tatsache Die Geschichte hat gezeigt, dass ein Land nicht durch Luftangriffe zu besiegen ist. Länder werden durch Bodentruppen erobert, die Gebiete erobern und besetzen. Das jüngste Beispiel dafür war die Invasion des Irak in Kuwait, bei der Kuwait innerhalb von Stunden überrollt und besetzt wurde. Obwohl die multinationalen Streitkräfte den Irak fast sechs Wochen lang bombardierten, wurde Kuwait erst befreit, als die Truppen der Alliierten in den letzten Kriegstagen im Land einmarschierten. Verteidigungsfähige Grenzen sind deshalb nur solche Grenzen, die es erlauben, Bodenangriffen zuvorzukommen oder sie zu verhüten. Wenn Israel sich hinter die alten Grenzen von 1967 zurückzöge, wie es die arabischen Staaten verlangen, wäre das geradezu eine Einladung für potenzielle Aggressoren, den jüdischen Staat anzugreifen - wie es vor 1967 in regelmäßigen Abständen geschah. Israel würde sein weit gespanntes Frühwarnnetz in den Bergen von Judäa und Samaria verlieren. Wenn diese Berge dann noch unter die Kontrolle eines feindlichen Nachbarstaates gerieten, könnte Israel sehr schnell zweigeteilt werden: Es sind hier nur noch knapp 25 Kilometer bis zum Mittelmeer - durch ein Gelände, das keine größeren Schwierigkeiten bietet. An den schmalsten Stellen verläuft die Grenze von 1967 nur knapp zehn Kilometer von der Mittelmeerküste, knapp 18 Kilometer von Tel Aviv, 16 Kilometer von Beersheba, knapp 34 Kilometer von Haifa und einen Steinwurf von Jerusalem entfernt. Im Jahr 1989 schrieb das Jaffee Center For Strategic Studies, eine israelische Ideenschmiede, die dem Lager der "Tauben" zugerechnet wird: Die Studie schloss mit den Worten: In einem aus dem Jahr 1967 stammenden Bericht des amerikanischen Generalstabs an das Verteidigungsministerium stand, dass Israel sich im äußersten Fall auf eine Verteidigungslinie entlang der Achse Bardala-Tuba-Nablus-Bira-Jerusalem und von dort weiter zum Toten Meer zurückziehen könne. Diese Linie würde den schmalsten Teil Israels ein Stückchen erweitern und zusätzliches Gebiet für die Verteidigung Tel Avivs schaffen. "Einem Texaner gehen beim ersten Besuch in Israel gleichsam die Augen auf. An der schmalsten Stelle sind es nur knapp 13 Kilometer vom Mittelmeer bis zu den alten Waffenstillstandslinien: das ist weniger als vom einen Ende in Dallas bis zum anderen. Innerhalb der alten Grenzen von 1967 ist ganz Israel nur etwa sechs Mal so groß wie die King Ranch bei Corpus Christi."
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