Myths & Facts: Deutsch
Behauptungen und Tatsachen:Der FriedensprozessBehauptungen
Behauptung Tatsache "Um das gleiche Schauspiel mit umgekehrten Rollen aufzuführen", sagte der ehemalige israelische Botschafter in Amerika, Simcha Dinitz, "müssten wir Ägypten den Krieg erklären, den Kriegszustand jahrelang aufrecht erhalten, jedes Gespräch mit Ägypten ablehnen, mit der Vernichtung des ägyptischen Staates drohen, ankündigen, die Ägypter ins Meer zu werfen, militärische Operationen und Terroranschläge gegen sie durchführen, Wirtschaftsboykotts verhängen, die Straße von Tirana und den Suezkanal für ihre Schiffe schließen und sie den Abschaum der Menschheit schimpfen. Danach würde Hr. Begin dann nach Kairo reisen, und wir würden die gleiche rührende Versöhnungsszene spielen. Wie jeder weiß, konnten wir das nicht, ganz einfach, weil wir von Anfang an verhandelt haben."1 Dennoch bewies der israelische Ministerpräsident Menachem Begin, dass er wie Sadat um des Friedens willen zu einem außergewöhnlichen Schritt bereit war. Gegen den Widerstand der Likud-Partei fror er, um die Friedensverhandlungen voranzubringen, den israelischen Siedlungsbau in der Westbank ein. Und obwohl sich im Laufe der Gespräche herausstellte, dass die Carter-Regierung eher auf der Seite Ägyptens stand, blieb Begin entschlossen, den Friedensprozess fortzusetzen. Am Ende erklärte er sich bereit, als Gegenleistung für Sadats Friedensversprechen die strategisch wichtige Sinaihalbinsel - 91 Prozent des Territoriums, das Israel im Sechs-Tage-Krieg erobert hatte - an Ägypten zurückzugeben. In Anerkennung seiner Bereitschaft, wie Sadat für den Frieden Kompromisse einzugehen, erhielt Begin gemeinsam mit dem ägyptischen Staatsmann im Jahr 1978 den Friedensnobelpreis. Behauptung Tatsache Israel erhielt zwar amerikanische Unterstützung für den Rückzug, verzichtete jedoch mit der Rückgabe des Territoriums an einen Nachbarn, der gerade diese Region immer wieder zum Ausgangspunkt militärischer Übergriffe gemacht hatte, auf ein Gebiet, das außerordentlich wichtig für seine Verteidigung war. Darüber hinaus bedeutete dieser Verzicht auch den Verzicht auf die direkte Kontrolle seiner Schiffswege von und nach Eilat, auf 1500 Kilometer feste Straßen, auf Häuser, Fabriken, Hotels, Kliniken und landwirtschaftliche Nutzfläche. Da Ägypten darauf bestanden hatte, dass auch die jüdischen Zivilisten die Sinaihalbinsel verließen, verloren 7000 Israelis ihre Häuser und die Lebensgrundlage, die sie sich in mühevollen Jahren in der Wüste aufgebaut hatten. Das war eine physisch und psychisch absolut traumatische Erfahrung, vor allem für die Einwohner von Yamit, die mit Gewalt von Soldaten aus ihren Häusern vertrieben werden mussten. Des Weiteren verlor Israel die auf den Sinaibergen gelegenen Frühwarnanlagen, die dem Militär Daten über Truppenbewegungen auf der Westseite des Suezkanals sowie in den Gebieten um den Golf von Suez und den Golf von Eilat lieferten und von größter Wichtigkeit für die Verteidigung gegen Angriffe aus dem Osten waren. Israel musste im Rahmen des Rückzugs über 170 militärische Einrichtungen, Flugfelder und Armeestützpunkte auflösen bzw. verlegen. Nicht zuletzt verzichtete Israel mit der Übergabe der Sinaihalbinsel an Ägypten auf seine vielleicht einzige Chance für eine unabhängige Energieversorgung. Das Alma-Ölfeld im Süden der Halbinsel, das Israel entdeckt und ausgebeutet hatte, ging im November 1979 in ägyptischen Besitz über. Zu diesem Zeitpunkt war die Anlage die größte einzelne Energiequelle des israelischen Staates und stellte die Hälfte des israelischen Energiebedarfs sicher. Israel, das den Wert der noch unangezapften Reserven von Alma auf 100 Milliarden Dollar schätzte, hatte damit gerechnet, durch den weiteren Ausbau und die Ausbeutung des Gebiets bis 1990 in seiner Energieversorgung autark zu werden. Behauptung Tatsache Behauptung Tatsache Die arabischen Staaten hielten die ganze Zeit über den Schlüssel zur Lösung des Palästinenserproblems in der Hand. Die palästinensischen Flüchtlinge hätten längst bei ihrem eigenen Volk in den sich über fünf Millionen Quadratmeilen erstreckenden arabischen Ländern eine neue Heimat bekommen können. Diese Völker haben genug Land und genug Geld, um die Flüchtlinge aufzunehmen; Israel, das nur einen Bruchteil der Fläche und des Reichtums der arabischen Staaten besitzt, hat in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts 820000 aus den arabischen Ländern vertriebene jüdische Flüchtlinge aufgenommen. Die Weigerung der Araber, das Gleiche für die Palästinenser zu tun, zeigt, dass sie die Flüchtlinge lieber als politische Waffe benutzen wollen, statt ihr Problem endlich zu lösen. "Israel ist ein bösartiger Tumor in dieser Region. Er muss herausgeschnitten werden. Er muss beseitigt werden." "Wenn es gelänge, das Palästinaproblem zu lösen, gäbe es im Nahen Osten endlich Frieden." Tatsache "Praktisch jede einzelne Grenze in diesem Teil der Welt, von Libyen bis Pakistan, von der Türkei bis zum Jemen, ist entweder nicht klar definiert oder umstritten", schrieb Daniel Pipes. "Doch die Amerikaner denken nur an die Grenzprobleme Israels und machen sich nicht klar, dass der gesamte Nahe und Mittlere Osten die gleichen Probleme hat."3 Behauptung Tatsache Israel hat sich der Schaffung eines palästinensischen Staates lange Zeit widersetzt, doch inzwischen räumen die Israelis ein, dass die Verhandlungen letzten Endes darauf hinauslaufen werden und dass die palästinensische Autonomiebehörde bereits in allem, außer dem Namen nach, einen eigenständigen palästinensischen Staat darstellt. Israel würde sich mit einem demokratischen Nachbarn wohler fühlen, doch es hat keine Bedingungen an die Regierungsform geknüpft, für die sich die Palästinenser in den von ihnen kontrollierten Territorien entscheiden. Wenn die Palästinenser mit einem die Westbank und den Gazastreifen umfassenden Staat zufrieden wären, wären die Aussichten für die endgültige Beilegung des Konflikt gar nicht schlecht; doch sie verlangen ständig mehr. Vor den Vereinbarungen von Oslo beanspruchten die Palästinenser ganz Israel; später haben sie Israels Existenzrecht anerkannt (auch wenn in ihrer Rhetorik häufig der immer noch nicht ganz aufgegebene Traum von einer Rückkehr nach Jaffa, Haifa und an andere Orte anklingt). Doch mittlerweile wollen sie nicht nur die gesamte Westbank und den Gazastreifen, sondern darüber hinaus Jerusalem als Hauptstadt ihres künftigen Staates. Tatsache "In israelischer Hand stellt die Westbank einen nicht zu unterschätzenden Aktivposten für die Verteidigung des Landes dar, sodass die israelfeindlichen arabischen Staaten einen Angriff an der Ostfront nicht einmal in Erwägung ziehen" - heißt es in einem Bericht des Institute for Advanced Strategic and Political Studies. Eine arabische Koalition, die vom Osten des Jordan her angreift, "stünde heute vor äußerst schwierigen Kampfbedingungen", weil sie "von unten her kämpfen müsste, vom tiefsten Punkt der Erdoberfläche - dem Toten Meer und dem darunter verlaufenden Rift Valley - aus." Die Bergketten der Westbank bilden Israels "Hauptverteidigungslinie gegen eine arabische Invasion aus dem Osten".4 Behauptung Tatsache Zahllose politische und juristische Instanzen streiten sich darum, ob die Siedlungen "illegal" sind. Nach Aussage des Juristen Stephen Schwebel, einem Spezialisten für Internationales Recht, darf ein Land ein Gebiet erobern und besetzen, wenn seine Selbstverteidigung dies erfordert. Schwebel ist darüber hinaus der Ansicht, dass ein Staat vor seinem Rückzug aus einem solchen Territorium Sicherheitsgarantien fordern darf, die gewährleisten, dass seinen Bürgern aus diesem Gebiet keine Gefahr mehr droht.5 Die israelischen Siedlungen waren zu keinem Zeitpunkt ein Hindernis für den Frieden. Von 1949 bis 1967, als keine Juden in der Westbank leben durften, weigerten sich die Araber, Frieden mit Israel zu schließen. Von 1967 bis 1977 gründete die israelische Arbeitspartei lediglich einige wenige, strategisch wichtige Siedlungen in den besetzten Gebieten, doch die Araber zeigten nach wie vor kein Interesse an einem Frieden mit Israel. Die israelische Siedlungspolitik könnte sich im Gegenteil sogar als Anreiz zum Frieden entpuppen, weil sie die Palästinenser und anderen Araber zwingt, ihre Auffassung, dass die Zeit auf ihrer Seite sei, zu überdenken. In arabischen Zeitungen und Büchern findet man immer wieder Anspielungen darauf, wie lange es gedauert habe, bis die Kreuzfahrer vertrieben waren, und dass es ebenso lange dauern könnte, die Zionisten aus dem Land zu vertreiben. Die Zunahme der jüdischen Bevölkerung in den besetzten Gebieten hat die Araber nun gezwungen, dieses Ziel in Frage zu stellen. "Die Palästinenser erkennen jetzt", sagte Elias Freij, der Bürgermeister von Bethlehem, "dass die Zeit auf der Seite Israels ist, dass Siedlungen gründen Tatsachen schaffen kann, und dass direkte Verhandlungen der einzige Ausweg aus diesem Dilemma sind."7 So waren die Araber inzwischen trotz der Fortsetzung der Siedlungspolitik bereit, an Friedensgesprächen in Madrid und Washington teilzunehmen. Und alle im Rahmen der Osloer Vereinbarungen mit den Palästinensern getroffenen Abkommen kamen ohne Abstriche bei der israelischen Siedlungspolitik zu Stande. Behauptung Tatsache Heute leben schätzungsweise 175000 bis 200000 Juden in knapp 150 Gemeinden in der Westbank. Die überwältigende Mehrheit dieser Siedlungen hat weniger als 1000 Einwohner. Beobachter haben festgestellt, dass 70 bis 80 Prozent von ihnen durch geringe Modifikationen der "grünen Linie" (der inoffiziellen Grenze nach 1967) hinter die israelische Grenze verlegt werden könnten. Behauptung Tatsache Behauptung Tatsache Nach intensiven, hinter den Kulissen stattfindenden Kontakten zwischen israelischen und palästinensischen Unterhändlern in Oslo wurde dennoch ein Übereinkommen zwischen Außenminister Shimon Peres und dem PLO-Vorsitzenden Jassir Arafat erreicht. Arafat erklärte, auf Terroranschläge verzichten zu wollen, und erkannte Israels Existenzrecht an; Israel wiederum erkannte die PLO als Vertreterin der Palästinenser in Friedensverhandlungen an. Am 13. September 1993 unterzeichneten beide Parteien in Washington eine auf dem Oslo-Abkommen basierende israelisch-palästinensische Prinzipienerklärung (Declaration of Principles, DoP), in der genauere Vorgaben für die vorübergehende palästinensische Selbstverwaltung, der beide Seiten zugestimmt hatten, festgehalten wurden. Die Vereinbarungen umfassten unter anderem die sofort in Kraft tretende palästinensische Selbstverwaltung des Gazastreifens und die Wahl einer palästinensischen Autonomiebehörde (Rat). Der Status von Jerusalem wurde offen gelassen. In Artikel V heißt es lediglich, dass Jerusalem eines der Themen ist, die in den Statusendverhandlungen geklärt werden sollen. In den Vereinbarungen wird Jerusalem zwar erwähnt, doch es wird lediglich festgelegt, dass die Gerichtsbarkeit des palästinensischen Rates sich nicht auf die Stadt erstreckt. Ministerpräsident Yitzhak Rabin sagte, Jerusalem würde "nicht in den Bereich der Befugnisse der Körperschaft - wie auch immer sie aussehen mag - aufgenommen, die die palästinensischen Angelegenheiten in den besetzten Gebieten in die Hand nehmen wird. Jerusalem wird unter israelischer Herrschaft bleiben". Über das Einverständnis hinaus, die Jerusalemfrage zum Gegenstand der Statusendverhandlungen zu machen, hat Israel keine Zusagen über den Status der Stadt während der Interimszeit gemacht. Der israelische Staat behält sich das Recht vor, an jedem beliebigen Ort in Jerusalem zu bauen und weiterhin die Herrschaft über die ungeteilte Stadt auszuüben. Bisher wurde in keiner der Übereinkünfte zwischen Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde etwas an diesen Bedingungen geändert. "Wer auch nur einen Zentimeter Jerusalemer Boden aufgibt, ist weder ein Araber noch ein Muslim." Jassir Arafat Teddy Kollek, der ehemalige Bürgermeister von Jerusalem, dessen tolerante Haltung und engagierte Bemühungen um eine friedliche Koexistenz von Juden und Arabern in der Stadt stets von allen Seiten anerkannt wurde, schrieb in Bezug auf eine eventuelle Änderung des Status von Jerusalem: "Die Forderung der Palästinenser, zwei Hauptstädte oder zwei Stadtverwaltungen zu schaffen, kann im Rahmen eines vereinigten Jerusalem nicht akzeptiert werden." Jerusalem stellt ein Problem dar, über das auch die Israelis selbst uneins sind. Fest steht, dass die Stadt die ungeteilte Hauptstadt des israelischen Staates bleiben soll. Dessen ungeachtet wurde immer wieder versucht, einen Kompromiss zu finden, der auch den palästinensischen Interessen gerecht wird. So erreichte zum Beispiel Yossi Beilin, ein Mitglied der Knesset in der Zeit, als die Arbeitspartei unter dem Vorsitz von Yitzhak Rabin und Shimon Peres stand, eine versuchsweise getroffene Vereinbarung, nach der die Palästinenser Jerusalem als ihre Hauptstadt bezeichnen durften, ohne dass Israel seine Herrschaft über die Stadt aufgeben musste. Beilin hatte die Idee, dass die Palästinenser Abu Dis - eine in der Westbank gelegene Vorstadt Jerusalems - zu ihrer Hauptstadt machen könnten. Ministerpräsident Ehud Barak bot weitgehende Zugeständnisse an, die den Palästinensern stärkere Kontrolle über größere Gebiete Ostjerusalems und mehr Vollmachten auf dem Tempelberg verliehen hätten. Seine Vorstellungen wurden auf dem Camp-David-Gipfeltreffen im Juli 2000 erörtert, von Jassir Arafat jedoch abgelehnt. Daraufhin eskalierten die gewalttätigen Ausschreitungen der Palästinenser gegenüber Israelis erneut, und nach der Schändung des Josefsgrabs und einer Reihe anderer jüdischer Heiligtümer durch palästinensische Aufrührer schwanden die Aussichten auf einen Kompromiss über Jerusalem wieder. Die Gewalt bestärkte die Israelis einmal mehr in ihrer Befürchtung, dass die Palästinenser die jüdischen heiligen Stätten weder schützen noch den Juden freien Zugang zu ihnen gewähren würden. "Ich rufe alle Muslime zum Dschihad auf. Sie sollen alles daran setzen, ein muslimisches Palästina wiederherzustellen und die heilige Al-Aksa-Moschee aus der Gewalt der zionistischen Usurpatoren und Aggressoren zu befreien. Die Muslime müssen sich im Widerstand gegen die Juden und die, die sie unterstützen, vereinigen." Behauptung Tatsache
Behauptung Tatsache Trotz der unzweifelhaften Gefahr, die die Repatriierung der Araber in einen Staat, dessen Existenz sie ablehnten, darstellte, gestattete Israel einer gewissen Anzahl von Flüchtlingen die Rückkehr und bot an, im Fall der Unterzeichnung eines Friedensvertrags eine noch größere Zahl aufzunehmen. 1949 machte Israel das Angebot, Familien, die durch den Krieg getrennt worden waren, wieder zusammenzuführen, und erklärte sich zur Aufnahme von 100000 Flüchtlingen bereit.10 Daraufhin griffen die Vereinten Nationen die Flüchtlingsfrage auf und verabschiedeten am 11. Dezember 1948 die Resolution 194, die forderte, den "Flüchtlingen, die in ihre Heimat zurückkehren und in Frieden mit ihren Nachbarn leben wollen, die Rückkehr zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu erlauben und diejenigen, die sich gegen eine Rückkehr entscheiden, nach internationalem Recht für den Verlust oder die Beschädigung ihres Eigentums zu entschädigen. Die Schlichtungskommission ist angewiesen, die Repatriierung und Umsiedlung der Flüchtlinge und ihre ökonomische und gesellschaftliche Rehabilitation zu unterstützen und für die Auszahlung der Entschädigungen zu sorgen ..." (die Hervorhebung stammt vom Autor). Der hervorgehobene Begriff zeigt, dass die Vereinten Nationen sich durchaus bewusst waren, dass man von Israel nicht erwarten konnte, eine dem jüdischen Staat feindlich gegenüberstehende Bevölkerungsgruppe aufzunehmen, die die Sicherheit dieses Staates gefährden würde. Die Lösung des Flüchtlingsproblems erforderte, wie die Lösung aller früheren Flüchtingsprobleme, dass zumindest eine gewisse Anzahl der Palästinenser von den arabischen Staaten aufgenommen wurden. Die gegenwärtigen Friedensgespräche basieren auf der UN-Resolution 242, in der die Palästinenser überhaupt nicht erwähnt werden. Lediglich im zweiten Satz des zweiten Artikels, in dem von "einer gerechten Regelung des Flüchtlingsproblems" die Rede ist, wird auf sie angespielt. Die Verwendung des neutralen Begriffs "Flüchtling" erfolgte damals ganz bewusst in Anerkennung der Tatsache, dass der israelisch-arabische Konflikt zu einem zweifachen Flüchtlingsproblem geführt hatte: einem arabischen und einem jüdischen. Im Kontext einer friedlichen Lösung darf man durchaus voraussetzen, dass Israel eine gewisse Anzahl von Flüchtlingen aufnimmt, wie Ben-Gurion schon vor über 50 Jahren angeboten hatte. Wenn es je zur Gründung eines palästinensischen Staates kommt, dann sollen die meisten Flüchtlinge auch dort leben dürfen, wenngleich man sich nur schwer vorstellen kann, wie das Gebiet, das für diesen Staat ins Auge gefasst wird, so vielen Menschen Lebensraum und Arbeitsplätze bieten soll. Die palästinensische Führung hat daher auch wenig Interesse bekundet, diese Leute aufzunehmen. "Der Frieden mit Syrien ist lediglich an Israels hartnäckiger Weigerung, sich von den Golanhöhen zurückzuziehen, gescheitert." Tatsache "Palästina ist nicht nur Teil unserer arabischen Heimat, sondern grundlegender Bestandteil des südlichen Syrien." In einem Interview mit der Monatsschrift des israelischen Verteidigungsministeriums Bitachon sagte der stellvertretende Verteidigungsminister Ephraim Sneh, dass die topografischen Bedenken im Hinblick auf einen israelischen Rückzug aus den Golanhöhen durch die Entmilitarisierung des Gebiets ausgeräumt werden könnten. "Wir brauchen eine Grenze, die man schützen kann, eine Grenze, von der der Generalstabschef zur Regierung bzw. zum Außen- oder Verteidigungsministerium sagen kann: ›Von dieser Linie aus kann ich den Staat Israel mit einem Minimum an Verlusten verteidigen.‹" Und Sneh fügte hinzu: "Je weitgehender die Entmilitarisierung und je wirksamer das Frühwarnsystem, desto flexibler werden wir uns in topografischen Fragen zeigen." Gleichzeitig unterstrich er jedoch auch, dass es keine Kompromisse im Blick auf Wasservorkommen und Quellen geben könne. Abgesehen von der militärischen Sicherheit liegt der Schlüssel zum Frieden mit Syrien nach Snehs Worten vor allem in der Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern. "Wenn ein Israeli an Normalisierung denkt, dann stellt er sich vor, dass er morgens aufsteht, mit seiner Frau und seinen Kindern einen Einkaufsbummel in Damaskus macht und wieder nach Hause fährt", so Sneh. "Für die Syrer dagegen besteht eine Normalisierung bestenfalls im Austausch von Botschaftern und der Einrichtung möglichst vieler Flugverbindungen. Wir müssen darauf drängen, dass es ein freundschaftlicherer Friede wird als der Friede mit Ägypten, eher so wie der Friede, den wir mit Jordanien haben." Nach seiner Wahlniederlage von 1999 bestätigte Benjamin Netanyahu Berichte, dass er Geheimgespräche mit dem syrischen Präsidenten Hafez Assad über den Rückzug von den Golanhöhen bei gleichzeitiger Beibehaltung einer Frühwarnstation auf dem Berg Hermon aufgenommen habe. In der Öffentlichkeit bestand Assad jedoch weiterhin auf einem vollständigen Rückzug Israels und ließ keinerlei Bereitschaft erkennen, dass man je über ein eng gefasstes Abkommen über die Aufhebung des Kriegszustandes hinaus zu einem umfassenden Frieden gelangen könnte, wie Israel ihn fordert. Behauptung Tatsache Angesichts der Tatsache, dass de facto Syrien die Kontrolle über den Libanon ausübt, sind Friedensverhandlungen zwischen Israel und dem Libanon so lange undenkbar, bis die Ansprüche auf die Golanhöhen geklärt sind. Wenn Israel und Syrien in dieser Angelegenheit zu einer Übereinkunft gelangt sind, steht zu erwarten, dass daraufhin auch der israelisch-libanesische Konflikt beigelegt werden kann. Behauptung Tatsache Auch die Jugendlichen werden in Werbesendungen im palästinensischen Fernsehen dazu aufgerufen, sich dem Kampf gegen Israel anzuschließen. Kinder werden aufgefordert, ihr Spielzeug fallen zu lassen, Steine aufzuheben und gegen Israel zu kämpfen. In einem dieser Werbespots stellen Schauspieler einen Zwischenfall nach, bei dem ein Kind im Kreuzfeuer einer Konfrontation zwischen Israelis und Palästinensern getötet wurde. Der Spot zeigt das Kind im Paradies, wie es die anderen Kinder auffordert, ihm "zu folgen".11 Die neueren Lehrbücher sind weniger martialisch, aber immer noch problematisch. So heißt es zum Beispiel, das palästinensische Volk bestehe aus Muslimen und Christen. Die Juden und die jahrhundertealten jüdischen Gemeinden in Palästina, die lange vor dem Zionismus da waren, werden nicht erwähnt. Auch vom israelischen Staat ist nicht die Rede, obwohl viele Probleme der palästinensischen Gesellschaft auf den arabisch-israelischen Konflikt zurückgeführt werden. Hinweise auf die Juden sind stereotyp und beziehen sich oft in negativer Weise auf ihre Ablehnung Mohammeds und ihre Weigerung, zum Islam überzutreten. Eine neuere Studie kommt daher zu dem Schluss: Doch die Lektionen enden nicht in der Schule. In Sommerferienlagern wird palästinensischen Kindern beigebracht, wie sie sich gegen die Israelis zur Wehr setzen können und dass der Märtyrertod höchsten Ruhm bedeutet. Die israelische Regierung ist im Besitz von Videos, auf denen Entführungen nachgestellt sind und den Kindern gezeigt wird, wie sie Israelis die Kehlen aufschlitzen können. Vier vom Islamischen Dschihad im Gazastreifen betriebene "Paradieslager" bieten paramilitärische Ausbildung für Acht- bis Zwölfjährige an und ermutigen die Kinder, Selbstmordattentäter zu werden. Die BBC filmte Kinder, die in Formation marschieren und Kampfsportarten üben.12 "Wir lehren die Kinder, dass Selbstmordattentate die Israelis in Angst und Schrecken versetzen und dass sie erlaubt sind ... Wir lehren sie, dass Selbstmordattentäter nach dem Tod sofort ins höchste Paradies gelangen." "In dem Interimsabkommen wurde die Schaffung einer palästinensischen Polizei gefordert - und ebendieses Organ hat die Autonomiebehörde dann auch geschaffen." Tatsache Im Widerspruch zu diesem Abkommen haben die Palästinenser jedoch nicht nur eine zahlenmäßig wesentlich stärkere Polizeitruppe geschaffen (die Autonomiebehörde legte eine Liste mit fast 40000 Namen vor), sondern darüber hinaus eine Vielzahl weiterer Sicherheitsorganisationen, die in den meisten Fällen weniger für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung als für die Wahrung der politischen Macht von Jassir Arafat zuständig sind. Israel wäre bereit, die Überschreitung der festgelegten Zahl von Polizisten zu tolerieren, wenn diese ihrer Verpflichtung, für Ordnung zu sorgen, nachkämen. Die in den Jahren 2000 und 2001 verübten Anschläge zeigen jedoch, dass die Polizei ihre Aufgabe nicht erfüllt. Noch schlimmer ist allerdings, dass sie sich bei vielen Gelegenheiten an Angriffen auf Israelis beteiligt hat. Das vielleicht schockierendste Beispiel war der Lynchmord an zwei israelischen Reservisten, die am 12. Oktober 2000 zunächst auf eine palästinensische Polizeistation gebracht, dann aber dem Mob ausgeliefert wurden. Behauptung Tatsache Der Umgang der Autonomiebehörde mit mutmaßlichen palästinensischen Terroristen steht in schroffem Gegensatz zu ihrer Behandlung von Palästinensern, die der Kollaboration mit Israel bezichtigt werden oder den Führungsanspruch Jassir Arafats bedrohen. Palästinenser, die derartige "Verbrechen" gegen das palästinensische Volk begangen haben, wurden in der Regel festgenommen und in mehreren Fällen kurz darauf hingerichtet.14 Die ungerechtfertigte Freilassung von Personen, denen Gewalttaten gegen Israelis zur Last gelegt werden, ist ein Signal für die palästinensische Öffentlichkeit, dass Terrorismus etwas Akzeptables ist. Zugleich ermöglicht es den Terroristen, ihren Feldzug der Gewalt gegen Israel fortzusetzen. "Wir werden die Söhne unseres Volkes nicht ins Gefängnis werfen, nur um Israel zufrieden zu stellen. Unser Volk darf gewiss sein, dass dies nicht geschieht." "Die Palästinenser sind im Recht, wenn sie Gewalt anwenden, denn der Friedensprozess hat ihre nationalen Hoffnungen nicht erfüllt." Tatsache Um zu verstehen, warum der in Oslo so hoffnungsvoll eingeleitete Prozess erfolglos blieb und Palästinenser und Israelis nicht friedlich nebeneinander leben können, muss man einen Blick auf den ersten wirklich funktionierenden arabisch-israelischen Friedensprozess werfen: die Verhandlungen zwischen Ägypten und Israel. Obwohl der Friedensvertrag zwischen beiden Ländern im Rahmen intensivster Verhandlungen in Camp David minutiös ausgearbeitet wurde, entpuppte sich der Weg bis zum endgültigen Frieden als überaus lang und beschwerlich. Was ihn dennoch möglich machte, waren die Entschlossenheit beider Völker, endlich Frieden zu schließen, und die Taten, die diesem Entschluss folgten. Ägypten hatte verlangt, dass Israel sich aus dem größten Teil der Sinaihalbinsel zurückzog und sich darüber hinaus verpflichtete, sämtliche im Krieg von 1967 eroberten Gebiete aufzugeben. Als Israel sich stattdessen zunächst nur aus einem ganz kleinen Bereich der Sinaihalbinsel zurückzog, griff Ägypten jedoch nicht zum Mittel der Gewalt, sondern intensivierte die Verhandlungen. Das erste Abkommen zwischen den beiden Staaten wurde im Januar 1974 unterzeichnet, das zweite nach weiteren, fast anderthalb Jahre dauernden zähen Verhandlungen. Der Weg dorthin war nicht leicht. Israel musste sich wiederholt seine "mangelnde Flexibilität" vorwerfen lassen, aber die Ägypter waren sicherlich nicht weniger schwierige Verhandlungspartner. Nach dem zweiten Sinaiabkommen hatte Ägypten noch immer nicht alle seine Territorien zurückerhalten. Sadat war unzufrieden und wurde zudem von den anderen arabischen Staaten angeprangert, weil er Israel in ihren Augen zu große Zugeständnisse machte. Doch auch in dieser Situation ließ er es nicht zum Einsatz von Gewalt kommen. Er schickte keine fedayeen aus, wie Nasser es in den Fünfzigerjahren getan hatte, sondern setzte die Gespräche fort. Im Gegenzug für seine Zugeständnisse erhielt Israel das Versprechen einer neuen, friedlichen Zukunft. Israel konnte dieses Wagnis eingehen, weil Ägypten in den fünfjährigen Verhandlungen bewiesen hatte, dass es künftige Kontroversen mit Israel friedlich lösen würde und nicht länger darauf aus war, seinen Nachbarn zu vernichten. "Wenn die Israelis Kompromisse schließen können, Sie aber nicht, dann kann ich genauso gut nach Hause gehen. Sie sind jetzt vierzehn Tage hier und haben bis jetzt alle Vorschläge abgelehnt. Das wird Folgen haben. Ein Scheitern der Verhandlungen kann das Ende des Friedensprozesses bedeuten ..." "Israel hat Wasser im Überfluss; seine Weigerung, es mit seinen Nachbarn zu teilen, wird den nächsten Krieg nach sich ziehen." Tatsache Die Wasserversorgung ist für die Völker des Nahen Ostens eine Sache von Leben und Tod, Krieg und Frieden. Eine Schlagzeile der Jerusalem Post brachte die Gefahr, die die damit zusammenhängenden Probleme für die Sicherheit Israels bedeuten, auf den Punkt: "Die Hand, die am Wasserhahn dreht, beherrscht das Land."16 Seit mehreren Jahren leidet Israel unter akutem Wassermangel. Einfach ausgedrückt, ist der Wasserverbrauch größer als die Wassermenge, die an Regen niedergeht. In einem Dürrejahr verschlimmert sich die Situation, weil der Wasservorrat in den Reservoirs zu stark abimmt und der Wasserpegel in den Flüssen und Strömen zu weit sinkt. "In alttestamentlicher Zeit gab es zwei Möglichkeiten, den Streit um die Wasserversorgung, die in unserer Region immer gefährdet war, zu lösen. Die eine war der Kampf um Wasser, die andere ein gemeinsamer Brunnen, der mit einem so schweren Stein verschlossen war, dass nur fünf Hirten zusammen ihn heben konnten, sodass die einzige Möglichkeit, an Wasser zu gelangen, in der Kooperation lag." Israel besitzt drei Hauptwasserquellen: die wasserführenden Erdschichten in der Küstenregion und in den Bergen und den See Kinneret (See Genezareth). Jede dieser drei Quellen deckt etwa 25 Prozent des Gesamtwasserbedarfs. Weitere 20 Prozent werden aus kleineren Reservoirs in anderen wasserführenden Erdschichten gedeckt, und die restlichen fünf Prozent liefert das Shafdan-Projekt, in dessen Rahmen in der Metropole Tel Aviv Abwässer aufbereitet werden. Die Qualität des Wassers der wasserführenden Erdschichten der Küstengebiete verschlechtert sich ständig, weil zu viel Wasser entnommen und das Wasser zudem durch Abwasser verunreinigt wird. Der See Kinneret hat einen äußerst empfindlichen Wasserpegel: Wenn der Wasserstand zu niedrig ist, dringt Salzwasser aus den umliegenden Quellen in den See ein, wenn er zu hoch ist, tritt der See über die Ufer. Das qualitativ beste Wasser kommt aus den Bergen. Alle Entscheidungen über die Wasserfrage betreffen sowohl Israels Wirtschaft als auch die Sicherheit des Landes. Eine Gefahr ist zum Beispiel, dass die Palästinenser die Wasserentnahme in Judäa und Samaria so massiv steigern könnten, dass für Israel gar kein Wasser mehr bliebe. Darüber hinaus fordern die Palästinenser die Genehmigung zum Ausbau ihrer Landwirtschaft. Dafür würden sie jedoch dieselben knappen Wasserressourcen anzapfen, die laut Auskunft der staatlichen Kontrollstelle in Israel nicht ausreichen, um Israels landwirtschaftliche Produktion zu erhöhen. Hinzu kommt, dass nach Angaben der palästinensischen Behörde für Wasserbewirtschaftung fast 50 Prozent des von den Privathaushalten verbrauchten Wassers verloren geht, weil die Wasserleitungen völlig veraltet sind. In Gaza ist das Dilemma der Autonomiebehörde noch größer, denn dort ist die einzige Wasserquelle wegen Kontamination und Versalzung praktisch unbrauchbar geworden. Die Wassermenge, mit der Israel die besetzten Gebiete versorgen muss, wurde in bilateralen Verhandlungen festgesetzt. Das Interimsabkommen setzt die Zahl der Brunnen fest, die Israel bohren muss, und die Zahl, die die palästinensische Autonomiebehörde und internationale Körperschaften anlegen müssen. Auch die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Abwasserbeseitigung und des Umweltschutzes wurde genau definiert. Es wurde beschlossen, den Palästinensern im Rahmen der Übertragung von Verwaltungsbefugnissen auch die Entscheidung von Rechtsfragen in Wasserstreitigkeiten zu überlassen. Darüber hinaus sollten gemeinsame Beobachterteams eingesetzt werden. Israel konnte seine künftige Wasserversorgung sicherstellen, indem es die Kontrolle über drei in der Westbank gelegene Regionen behielt, die 20 Prozent des Gesamtwasserbedarfs des Landes decken. Leider könnten der Druck der internationalen Gemeinschaft und die Fortsetzung des Friedensprozesses Israel zwingen, einige oder sogar alle diese Gebiete aufzugeben. "Israel steht nicht ein einziger Tropfen Wasser aus dieser Region zu." Behauptung Tatsache Behauptung Tatsache Israel hat eingeräumt, dass es sich für ein Friedensabkommen mit den Palästinensern aus Teilen der Westbank und des Gazastreifens zurückziehen muss. Dieser Rückzug ist zum Teil bereits erfolgt, doch einen vollständigen Rückzug aus diesen Gebieten lässt die Sicherheit des Landes nicht zu. Behauptung Tatsache Die Vereinten Nationen standen, als es um die Teilung ging, vor demselben Problem. Die von ihnen vorgenommene Aufteilung in einen arabischen und einen jüdischen Staat orientierte sich an der vorwiegend jüdischen bzw. vorwiegend arabischen Bevölkerung bestimmter Regionen. Auch die UN-Teilungsresolution sah keine zusammenhängenden Staatsgrenzen vor. Jeder Staat sollte in der Hauptsache aus drei großen Bezirken bestehen. Dabei war der arabische Staat insgesamt zwar wesentlich größer angelegt, als heute in Erwägung gezogen wird, aber die Westbank und der Gazastreifen wären auch damals von Bezirken des geplanten jüdischen Staates umgeben gewesen. Ein Teil des nördlichen historischen Palästina wäre dem arabischen Staat zugewiesen worden. Jerusalem sollte internationalen Status erhalten, hätte jedoch mitten im arabischen Staat gelegen und wäre vollständig vom jüdischen Staat abgeschnitten gewesen. Obwohl diese Aufteilung alles andere als ideal war, hätten die Juden den Teilungsplan damals akzeptiert. "Ministerpräsident Barak war bereit, eine Entscheidung zu treffen, Arafat war es nicht. Ich glaube, dass er den Prozess vorantreiben kann, aber er ist nicht in der Lage, ihn zum Abschluss zu bringen." |