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Myths & Facts: Deutsch

Behauptungen und Tatsachen: al-Aqsa Intifada

Behauptungen

»Die Eskalation der Gewalt Ende des Jahres 2000, von den Arabern als ›Al-Aksa-Intifada‹ bezeichnet, wurde durch Ariel Sharons Besuch auf dem Tempelberg provoziert.«
»Gewalt ist eine verständliche und legitime Reaktion auf Israels Politik.«
»Die Al-Aksa-Unruhen richten im israelischen Kernland keinen Schaden an, da sich die Demonstrationen auf Zusammenstöße mit der israelischen Armee in der Westbank und im Gazastreifen beschränken.«
»Israel geht mit völlig unangemessener Härte gegen ein paar Steine werfende Kinder vor.«
»Die palästinensische Autonomiebehörde lässt Terroristen verhaften und Waffen konfiszieren, um Gewalttaten zu verhindern.«
»Die im Fernsehen gezeigte Erschießung eines Kindes, die der Vater des Kindes zu verhindern versucht, beweist, dass Israel nicht davor zurückschreckt, unschuldige palästinensische Kinder zu töten.«
»Israel setzt Gummigeschosse ein, mit denen unbewaffnete Palästinenser verstümmelt und getötet werden.«
»Der Mitchell-Report hat bewiesen, dass die israelische Siedlungspolitik mindestens ebenso sehr für das Scheitern des Friedensprozesses verantwortlich ist wie die von den Palästinensern ausgehende Gewalt und dass diese Siedlungspolitik gestoppt werden muss, wenn die Gewalt ein Ende haben soll.«
»Israels Einsatz von F-16-Kampfjets ist ein typisches Beispiel für die völlig unangemessene Härte, mit der gegen unschuldige palästinensische Zivilisten vorgegangen wird.«
»Die Gewalttaten der Palästinenser sind das spontane Aufbegehren eines Volkes, das unter einer Besatzungsmacht lebt, und sie werden solange weitergehen, wie die Besatzung dauert.«
»Israel hat sich beharrlich geweigert, Maßnahmen zu ergreifen, die die Situation entspannt hätten; die rücksichtslosen Übergriffe der Israelis haben die Ausbrüche von Gewalt auf Seiten der Palästinenser überhaupt erst provoziert.«
»Israel hat versucht, die Palästinenser wirtschaftlich zu schädigen, indem es Steuergelder zurückhielt, die es der palästinensischen Autonomiebehörde schuldete.«
»Die Angriffe der Palästinenser auf die israelischen Sicherheitskräfte sind nichts anderes als spontane Ausbrüche der Frustration.«
»Die Palästinenser haben sich an den von CIA-Direktor George Tenet ausgehandelten Waffenstillstand gehalten.«
»Israels Taktik, palästinensische Terroristen umzubringen, ist unmoralisch und sinnlos.«

Behauptung

»Die Eskalation der Gewalt Ende des Jahres 2000, von den Arabern als ›Al-Aksa-Intifada‹ bezeichnet, wurde durch Ariel Sharons Besuch auf dem Tempelberg provoziert.«

Tatsache

Wenn man den Wortführern der Palästinenser glauben will, wurden die Unruhen durch die Entweihung einer heiligen Stätte des Islam, des Haram al-Sharif (Tempelberg), durch den Besuch des Likudvorsitzenden Ariel Sharon und seiner Begleiter – »eines Riesenaufgebots israelischer Soldaten« – provoziert. Die Gewalt ging angeblich von unprovozierten Angriffen der israelischen Streitkräfte aus, die in von Palästinensern kontrolliertes Gebiet eindrangen und schutzlose palästinensische Zivilisten »massakrierten«, die lediglich zur Selbstverteidigung Steine warfen. Um die Gewalt zu beenden, hätte Israel nur das Feuer einstellen und seine Truppen aus den palästinensischen Gebieten abziehen müssen.

Die Wahrheit sieht ganz anders aus.

Imad Faluji, der Kommunikationsminister der palästinensischen Autonomiebehörde, gab Monate nach dem Besuch Sharons zu, dass diese Ausschreitungen bereits im Juli, lange vor der so genannten »Provokation« Sharons, geplant gewesen waren. »Es [die Unruhen] war seit der Rückkehr des Vorsitzenden Arafat aus Camp David geplant, als dieser in den Gesprächen mit dem damaligen amerikanischen Präsidenten den Spieß umdrehte und die Bedingungen der Amerikaner ablehnte.«1

»Der Sharon-Besuch war nicht der Auslöser der ›Al-Aksa-Intifada‹.«

Fazit des Mitchell-Reports, 4. Mai 2001

Die Ausschreitungen begannen bereits vor dem Besuch Sharons am 28. September 2000 auf dem Tempelberg. Am Tag zuvor war bei der Explosion einer Bombe am Grenzübergang Netzarim ein israelischer Soldat getötet worden. Am nächsten Tag erschoss ein palästinensischer Polizist, der sich mit einem israelischen Kollegen auf einem gemeinsamen Patrouillengang befand, in der Stadt Kalkilya in der Westbank seinen israelischen Begleiter.

Die offiziellen Medien der palästinensischen Autonomiebehörde riefen die Palästinenser zum Aufstand auf. Am 29. September forderte die »Stimme Palästinas«, der offizielle Rundfunksender der palästinensischen Autonomiebehörde, »alle Palästinenser« auf, »sich aufzumachen und die Al-Aksa-Moschee zu verteidigen«. Die Behörde schloss ihre Schulen und beförderte palästinensische Schüler mit Bussen auf den Tempelberg, damit sie dort an den organisierten Ausschreitungen teilnehmen konnten.

Unmittelbar vor Rosch Haschana (30. September), dem jüdischen Neujahrsfest, als Hunderte von Israelis an der Westmauer beteten, begann eine weit höhere Zahl arabischer Demonstranten, die israelische Polizei und die betenden Juden mit Ziegeln und Steinen zu bewerfen. Danach breiteten sich die Unruhen über ganz Israel, die Westbank und den Gazastreifen aus.

Der Minister für Innere Sicherheit Shlomo Ben-Ami hatte Sharon gestattet, den Tempelberg zu besuchen – immerhin die heiligste Stätte des Judentums, die die Muslime in Haram al-Sharif umbenannt haben und als drittheiligste Stätte des Islam verehren. Zuvor hatte er mit dem palästinensischen Sicherheitschef Jabril Rajoub Rücksprache genommen und die Zusicherung erhalten, dass alles ruhig bleiben würde, wenn Sharon die Moscheen nicht beträte. Erst als Rajoub später erklärte, dass die palästinensische Polizei nichts unternehmen würde, um gewalttätige Ausschreitungen während des Besuchs zu unterbinden, entstand die Notwendigkeit, Sharon zu schützen.

Sharon machte keinerlei Versuch, eine Moschee zu betreten. Sein 34 Minuten dauernder Besuch auf dem Tempelberg erfolgte während der Tagesstunden, in denen die Stätte auch für Touristen geöffnet ist. Palästinensische Jugendliche – deren Zahl sich am Ende auf etwa 1500 belief – skandierten Slogans in dem Versuch, die Stimmung aufzuheizen. Etwa 1500 israelische Polizeibeamte sicherten das Areal, um Gewalttätigkeiten zu verhindern.

Während Sharons Besuch kam es zu einigen geringfügigen Zwischenfällen, meist Steinwürfen. Für den Rest des Tages wurden auf dem Tempelberg und in seiner unmittelbaren Nachbarschaft immer wieder Steine geworfen. Dabei wurden 28 israelische Polizeibeamte verletzt; drei von ihnen mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Es gibt keine Angaben über Verletzte auf palästinensischer Seite an diesem Tag. Die eigentliche, organisierte Eskalation der Gewalt von Seiten der Palästinenser setzte erst am folgenden Tag nach den Freitagsgebeten ein.

»Nicht umsonst warnt uns der Koran vor dem Hass der Juden und nennt sie an erster Stelle unter den Feinden des Islam. Heute hetzen die Juden die ganze Welt gegen die Muslime auf und setzen alle Arten von Waffen gegen sie ein. Sie plündern die heiligste Stätte der Muslime nach Mekka und Medina und bedrohen die Stätte, der sich die Muslime im Gebet als Erste zuwendeten, die drittheiligste Stadt nach Mekka und Medina. Sie wollen dort ihren Tempel errichten ... Die Muslime sind bereit, Blut und Leben zu opfern, um den islamischen Charakter von Jerusalem und al-Aqsa zu schützen!«

Sheikh Hian Al-Adrisi, Auszug aus der Ansprache in der Al-Aksa-Moschee vom 29. September 2000 2

In Wirklichkeit waren es die Palästinenser, die heilige Stätten entweihten, nicht die Israelis. Im Oktober 2000 zerstörte der palästinensische Mob ein jüdisches Heiligtum in Nablus – das Josephsgrab – und verbrannte jüdische Gebetbücher. Die Palästinenser bewarfen die Betenden an der Westmauer mit Steinen und attackierten das Rachelgrab in Bethlehem mit Brandbomben und Maschinengewehren.

Keiner dieser Übergriffe wurde durch israelische Sicherheitskräfte provoziert, die im Gegenteil erst eingriffen, als die palästinensischen Angriffe weit über Steinwürfe hinaus eskalierten und sich zu massiven Maschinengewehrsalven und Lynchversuchen an israelischen Soldaten ausgeweitet hatten. Die meisten bewaffneten Angreifer waren Mitglieder der Tanzim – der Miliz Arafats.

Die unverhältnismäßige große Zahl palästinensischer Opfer war unvermeidlich, wenn eine irreguläre, schlecht ausgebildete Miliz eine geschulte, reguläre Armee angriff, wie es der Fall war. Dazu kam, dass die Tanzim sich bei ihren Anschlägen immer wieder hinter palästinensischen Zivilisten verschanzten.

Da alle Angriffe von Palästinensern ausgingen, die unmittelbar unter dem Befehl Arafats standen, kann auch nur Arafat der Gewalt Einhalt gebieten. Israel und die Vereinigten Staaten haben ihn denn auch aufgefordert, eben dies zu tun und den Friedensprozess wieder in Gang zu bringen.

 

»Die Jerusalemfrage, das Flüchtlingsproblem und die Frage der Unabhängigkeit bilden eine Einheit und werden vor Ort und nicht am Verhandlungstisch gelöst. Im Augenblick ist es vor allem nötig, die palästinensische Gemeinschaft auf die Herausfordenungen vorzubereiten, die auf sie zukommen, denn wir steuern unaufhaltsam auf eine gewaltsame Konfrontation mit Israel zu, um neue Tatsachen zu schaffen … Ich glaube, dass die Situation in Zukunft noch stärker von Gewalt geprägt sein wird als während der Intifada.«

Abu-Ali Mustafa von der palästinensischen Autonomiebehörde, 23. Juli 2000 3

 

Behauptung

»Gewalt ist eine verständliche und legitime Reaktion auf Israels Politik.«

Tatsache

Der Grundsatz des Friedensprozesses ist es, dass Streitfragen in Verhandlungen gelöst werden. Eine der Bedingungen Israels vor seiner Zustimmung zu Verhandlungen mit der PLO war, dass die Organisation keine weiteren terroristischen Anschläge verübt. Auf dem Papier wurde diese Bedingung angenommen, doch seit dem Beginn des Friedensprozesses in Oslo im Jahr 1993 haben die PLO und andere palästinensische Gruppen und Einzelpersonen immer wieder Gewalttaten begangen. Ganz gleich, ob Israel Zugeständnisse machte oder nicht, die Anschläge gingen weiter. Teils werden sie mit angeblichen Übergriffen von den Israelis gerechtfertigt, teils sind es bewusste Vesuche, die Verhandlungen zu sabotieren. Doch wie auch immer – in jedem Fall trägt die palästinensische Autonomiebehörde, die eine fast 40000 Mann starke Polizeitruppe (größer, als sie ihr im Rahmen der Friedensabkommen zugestanden wurde) und ein umfassendes Nachrichtensystem besitzt, die Verantwortung für die Wahrung des Friedens.

Seit der Unterzeichnung der Prinzipienerklärung 4 (13. September 1993 - 11. August 1999)

 

Terroristische Aktivitäten    Judäa und Samaria Gaza-streifen
getötete Soldaten der israelischen Armee   20 32
verletzte Soldaten der israelischen Armee 617 419
getötete israelische Zivilisten 43 5
verletzte israelische Zivilisten  567 86
Molotowcocktails 1784 715
Erschießungen 305 453
Brandstiftungen 102 13
Sprengstoffanschläge 157 181
Splittergranaten 58 62
Verletzte und Tote durch Messerstiche 284 214

Behauptung

»Die Al-Aksa-Unruhen richten im israelischen Kernland keinen Schaden an, da sich die Demonstrationen auf Zusammenstöße mit der israelischen Armee in der Westbank und im Gazastreifen beschränken.«

Tatsache

Die Unruhen in der Westbank und im Gazastreifen haben zahllose Zivilisten und Soldaten das Leben gekostet. Auch im israelischen Kernland haben Terroristen im Namen dieses Aufstands immer wieder heimtückische Anschläge verübt. Die Eskalation der Gewalt blieb nicht ohne Auswirkungen auf die psychische Verfassung der israelischen Bevölkerung, das israelische Militär und die israelische Wirtschaft.

Viele Landstriche in Israel und den besetzten Gebieten können nicht mehr gefahrlos bereist werden. Auch in Städten wie Gilo, die außerhalb der besetzten Gebiete liegen, kommt es immer wieder zu Zwischenfällen mit palästinensischen Heckenschützen. Der Aufstand hat den Glauben vieler Israelis, dass nach bestimmten territorialen Zugeständnissen Israels ein Friede mit den Palästinensern möglich sei, erschüttert.

Auch die Schlagkraft der Armee ist von diesem Zustand betroffen, weil die Soldaten von der Ausbildung und Vorbereitung auf die Bedrohung durch feindliche Nationen von außen abgezogen und zur Bekämpfung des Terrorismus und innerer Unruhen eingesetzt werden müssen.

Und nicht zuletzt haben die Aufstände zu einem starken Rückgang des Tourismus geführt, was massive Einbußen bei den damit verbundenen Wirtschaftszweigen zur Folge hatte. So haben etwa 64000 Israelis wegen der Unruhen ihre Arbeitsstellen verloren.5

Doch nicht nur die Israelis leiden unter der Situation. Der Rückgang des Tourismus trifft auch die Palästinenser. So hat zum Beispiel die Zahl der Besucher, die alljährlich nach Bethlehem kommen, stark abgenommen. Das Gleiche gilt für andere Pilgerstätten im Verwaltungsbereich der palästinensischen Autonomiebehörde. Die palästinensischen Ladenbesitzer an Orten wie der Altstadt in Jerusalem machen schlechtere Geschäfte, seit weniger Touristen kommen. Terroranschläge zwingen Israel darüber hinaus, palästinensischen Arbeitern immer wieder die Einreise nach Israel zu verbieten – das geht zu Lasten von Einzelnen, die nur den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien verdienen möchten.

 

»Die palästinensische Autonomiebehörde ist zu einer Terrororganisation verkommen. Die Terroranschläge gegen uns werden keineswegs nur von nicht offiziellen Gruppen verübt; auch offizielle Stellen sind aktiv daran beteiligt.«

der israelische Stabschef Shaul Mofaz 6

 

Behauptung

»Israel geht mit völlig unangemessener Härte gegen ein paar Steine werfende Kinder vor.«

Tatsache

Die Palästinenser, gleich, ob jung oder alt, greifen israelische Zivilisten und Soldaten mit allen möglichen Waffen an. Wenn sie Steine werfen, dann nicht harmlose Kieselsteine, sondern große Steinbrocken, die schwerste Verletzungen hervorrufen können. Man braucht sich nur vorzustellen, wie es ist, von einem Stein am Kopf getroffen zu werden.

In der Regel sind die Angegriffenen in der Minderzahl, weniger als 20 Personen, während die Angreifer, bewaffnet mit Molotowcocktails, Pistolen, Gewehren, Maschinengewehren, Handgranaten und Sprengstoffen, in die Hunderte gehen. Handelt es sich bei den Angreifern »nur« um Steinewerfer, so sind auch immer wieder Palästinenser darunter, häufig Polizisten, die mit Gewehren bewaffnet sind. Angesichts eines wütenden, gewalttätigen Mobs aber haben israelische Polizisten und Soldaten oft keine andere Wahl, als sich mit dem Einsatz von Gummigeschossen und – in lebensbedrohlichen Situationen – auch von scharfer Munition zu verteidigen.

Der Einsatz scharfer Munition auf Seiten der Palästinenser hatte zur Folge, dass die israelischen Sicherheitskräfte sich in sicherer Entfernung von den Anstiftern der Gewalt halten mussten. Dazu kam, dass die Gewaltandrohung gegen die Israelis grundsätzlich als Todesdrohung gemeint war. Beide Faktoren haben den Einsatz traditioneller Mittel zur Unterdrückung der Unruhen verhindert.

Die Einsatzvorschriften für israelische Soldaten in den besetzten Gebieten gestatten den Gebrauch von Waffen nur in lebensbedrohlichen Situationen oder unter bestimmten Einschränkungen bei der Verhaftung von Personen, die im Verdacht eines schwer wiegenden Verstoßes gegen die innere Sicherheit stehen. Das Vorgehen der israelischen Streitkräfte zeichnete sich in allen Fällen durch große Zurückhaltung und die Wahrung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit aus, wobei gleichzeitig alles getan wurde, um unschuldige Zivilisten zu schützen.

Inzwischen setzten die Palästinenser bei ihren Terroranschlägen gegen die Israelis Granatwerfer und Panzerabwehrraketen ein, die illegal in den Gazastreifen eingeschmuggelt wurden. Jüdische Gemeinden in Gaza und im israelischen Kernland wurden mit Granaten beschossen, und auf die israelischen Streitkräfte in Gaza wurden nach Armeeberichten Panzerabwehrraketen abgefeuert.

Der Stabschef der israelischen Verteidigungsstreitkräfte, Shaul Mofaz, erklärte am 28. Februar 2001 vor führenden Vertretern des amerikanischen Judentums, dass die palästinensische Autonomiebehörde Waffenlager angelegt hat. Die Waffen wurden auf dem Seeweg und durch unterirdische Tunnel nach Ägypten ins Land geschafft.

Der Besitz und Gebrauch dieser und anderer Waffen verstößt gegen Zusicherungen, die die Palästinenser im Rahmen mehrerer Abkommen gegeben hatten. Nach den Vereinbarungen von Oslo waren die einzigen in den von Palästinensern kontrollierten Gebieten erlaubten Waffen Handfeuerwaffen, Gewehre und Maschinengewehre, und auch das Führen dieser Waffen war den Sicherheitsbeamten der Autonomiebehörde vorbehalten. Die jüngsten Ausschreitungen beweisen jedoch, dass neben der Polizei auch palästinensische Zivilisten und Milizmitglieder wie die Tanzim im Besitz solcher Waffen sind.7

Die Zahl der palästinensischen Opfer bei den Zusammenstößen ist bedauerlich, doch man darf nicht vergessen, dass kein Palästinenser in Gefahr wäre oder verletzt würde, wenn es keine Angriffe auf die Israelis gäbe. Und wenn die Kinder in der Schule oder zu Hause bei ihren Familien wären, statt auf der Straße Steine zu werfen, würde ihnen nichts geschehen. Außerdem mindert die größere Zahl der Todesopfer auf palästinensischer Seite nicht die traumatischen Verluste für die Israelis. Vom 29. September 2000 bis zum 18. Juni 2001 wurden 125 israelische Juden, darunter 83 Zivilisten, von Palästinensern getötet und über 1300 verletzt.8

Aufschlussreich ist auch ein Blick auf die Art und Weise, wie die Vereinigten Staaten und andere Völker der westlichen Welt mit einem aufgebrachten Mob umgehen. Wenn die Polizei angegriffen wird, kommt es immer wieder zu Übergriffen, doch niemand verlangt, dass die Männer sich einfach hinstellen und ihr Leben in Gefahr bringen sollen, nur um die internationale Öffentlichkeit nicht gegen sich aufzubringen. Einzig und allein den Israelis wird das Recht auf Selbstverteidigung abgesprochen, oder es wird propagandistisch ausgeschlachtet, wenn sie Notwehr üben.

Behauptung

»Die palästinensische Autonomiebehörde lässt Terroristen verhaften und Waffen konfiszieren, um Gewalttaten zu verhindern.«

Tatsache

Zu bestimmten Zeiten war die Zusammenarbeit zwischen den israelischen und den palästinensischen Sicherheitskräften durchaus gut, was Israel öffentlich hervorhob. In einer größeren Zahl von Fällen aber hat die Behörde es versäumt, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um Terroranschläge auf Israelis zu verhindern. Es wurden zwar viele Terroristen festgenommen, meist aber kurz darauf wieder auf freien Fuß gesetzt, und zumindest einige von ihnen waren danach abermals in terroristische Aktivitäten verwickelt. So ließ Arafat im Mai 2001 über ein Dutzend islamische Radikale frei, die nach einer Welle von Selbstmordanschlägen im Jahr 1996 festgenommen worden waren, bei denen innerhalb von acht Tagen 60 Israelis ums Leben kamen.9

Darüber hinaus befinden sich große Mengen illegaler Waffen im Besitz der palästinensischen Autonomiebehörde, darunter Maschinengewehre, Handgranaten, Sprengstoffe und Granatwerfer. Trotz wiederholter Versprechungen wurde nichts unternommen, um diese Waffen einzuziehen. Im Gegenteil, die Autonomiebehörde hat ihr Arsenal gezielt aufgestockt. Dies stellt einen schweren Verstoß gegen die mit Israel getroffenen Abkommen dar, der Misstrauen weckt und Israels Sicherheit bedroht.

Behauptung

»Die im Fernsehen gezeigte Erschießung eines Kindes, die der Vater des Kindes zu verhindern versucht, beweist, dass Israel nicht davor zurückschreckt, unschuldige palästinensische Kinder zu töten.«

Tatsache

Das Foto unten zeigt eine Luftaufnahme des israelischen Militärs vom Grenzübergang Netzarim im Gazastreifen, wo der zwölfjährige Mohammed Aldura getötet wurde. Auf dem Foto ist der Standort von Vater und Sohn markiert. Die beiden suchten neben einem bewaffneten palästinensischen Posten Deckung. Als palästinensische Polizisten von diesem Posten aus auf eine gegenüberliegende israelische Stellung schossen, erwiderten die israelischen Soldaten das Feuer. Bei dem folgenden Schusswechsel wurde offenbar das Kind getroffen und getötet. Die Erklärungen dafür, warum der Vater und das Kind sich bei dem Zwischenfall an einer so ungünstigen Stelle aufhielten, gehen auseinander.

Das am 27. November 2000 bekannt gegebene Ergebnis einer von den israelischen Sicherheitskräften angeordneten Untersuchung ergab, dass Aldura höchstwahrscheinlich von einem palästinensischen Polizisten und nicht von den israelischen Soldaten getötet wurde. Die Untersuchung ist noch nicht endgültig abgeschlossen, aber »die Wahrscheinlichkeit, dass sie von Palästinensern erschossen wurden, ist größer als die, dass sie von Israelis erschossen wurden«, erklärte Generalmajor Yomtov Samia.

Nach Samia basiert dieses Ergebnis auf einer gründlichen Analyse aller Informationen, die die Armee zu dem Zwischenfall zusammentragen konnte; er fügte allerdings hinzu, dass noch eine Reihe von Fragen offen sind, darunter die, warum Aldura und sein Vater Jamal (37) aus dem Flüchtlingslager El-Bureij in Gaza an den Übergang kamen, nachdem dort bereits seit mehreren Stunden Schüsse fielen, und warum sie nicht wie viele andere flohen.10

Behauptung

»Israel setzt Gummigeschosse ein, mit denen unbewaffnete Palästinenser verstümmelt und getötet werden.«

Tatsache

Gummigeschosse sind eigentlich ein unzulängliches Mittel, um einen wütenden Mob zurückzuhalten. Sie sollen das Risiko schwerer Verwundungen reduzieren, können es aber nicht ganz ausschalten. In der überwältigenden Mehrheit der Fälle verursachen Gummigeschosse jedoch keine schweren oder gar tödlichen Verletzungen, und oft sind sie die einzige Alternative zu scharfer Munition. Kinder, die Schusswaffen einsetzen oder eindeutig vorhaben, ihre Gegner auf andere Weise zu verletzen oder zu töten, stellen in jedem Fall eine tödliche Bedrohung dar, insbesondere, wenn diese Gefahr die Gestalt eines Großangriffs annimmt.

»Im Gegensatz zu Ariel Sharons konkreten Schritten, die wirtschaftliche Not der Palästinenser zu lindern hat Arafat keinerlei Reaktion auf unsere wiederholten Aufforderungen, der Gewalt ein Ende zu machen, gezeigt.

Ja, er hat nicht einmal Aussagen gemacht, die darauf hindeuten, dass er das überhaupt möchte. Im Gegenteil, er hat zur Fortsetzung der Intifada aufgerufen. Er hat seinen Streitkräften keine Anweisung, geheimer oder sonstiger Art, gegeben, durch die die Situation einigermaßen unter Kontrolle gebracht werden könnte.«

Edward Walker, Zuständiger für Nahostfragen im amerikanischen Außenministerium, bei einer Kongressanhörung 11

Viele Polizeikräfte auf der ganzen Welt setzen Gummigeschosse ein, um eine aufgeregte Menge aufzulösen. So brachte zum Beispiel die Polizei von Los Angeles nach dem Sieg der Los Angeles Lakers im Basketballendspiel 2001 Gummigeschosse gegen randalierende Fans zum Einsatz.12 In Los Angeles sah man sich angesichts einer Ansammlung ausgelassener Basketballfans, die den Sieg ihres Teams feierten und dabei gewalttätig wurden, zu dieser Maßnahme gezwungen; Israel dagegen setzt die Methode gegen eine dem Staat feindlich gesonnene Bevölkerungsgruppe ein, mit der es sich praktisch im Krieg befindet.

Behauptung

»Der Mitchell-Report zeigte, dass die israelische Siedlungspolitik mindestens ebenso sehr für das Scheitern des Friedensprozesses verantwortlich ist wie die von den Palästinensern ausgehende Gewalt und dass diese Siedlungspolitik gestoppt werden muss, wenn die Gewalt ein Ende haben soll.«

Tatsache

Im November 2000 wurde der ehemalige amerikanische Senator George Mitchell mit der Bildung eines Ausschusses zur Untersuchung der Ursachen der »Al-Aksa-Intifada« und der Möglichkeiten, wie derartige Gewalttaten in Zukunft zu verhindern seien, beauftragt. Der Abschlussbericht des Ausschusses empfahl als eine von über 15 verschiedenen vertrauensbildenden Maßnahmen auch einen Siedlungsstopp. In einem offenen Brief, in dem Mitchell und Warren Rudman, ein anderes Mitglied des Komitees, ihren Standpunkt noch einmal erläuterten, stellten sie jedoch ausdrücklich klar: »Wir möchten zweifelsfrei festhalten, dass wir den palästinensischen Terrorismus in keiner wie auch immer gearteten Form mit der israelischen Siedlungspolitik gleichsetzen.«

Mitchell und Rudman bestritten auch, dass es eine direkte Verbindung zwischen einem Siedlungsstopp und den terroristischen Aktivitäten gibt. »Das unmittelbare Ziel muss sein, der Gewalt ein Ende zu machen ... Zur Erreichung dieses Ziels ist eine sofortige Wiederaufnahme der Zusammenarbeit der Sicherheitskräfte der israelischen Regierung und der palästinensischen Autonomiebehörde nötig, um Gewalttaten vorzubeugen und den Terrorismus zu bekämpfen.« Und sie fügten hinzu: »Was den Terrorismus betrifft, so fordern wir die palästinensische Autonomiebehörde auf, als erste vertrauensbildende Maßnahme Israelis und Palästinensern durch ihr konkretes Handeln deutlich zu machen, dass Terror verwerflich und inakzeptabel ist. Die Autonomiebehörde muss alles in ihrer Macht Stehende tun, um Terroranschläge zu verhindern und die Täter, die unter ihre Gerichtsbarkeit fallen, zu bestrafen.«13

Behauptung

»Israels Einsatz von F-16-Kampfjets ist ein typisches Beispiel für die völlig unangemessene Härte, mit der gegen unschuldige palästinensische Zivilisten vorgegangen wird.«

Tatsache

Wie soll man die Verhältnismäßigkeit militärischer Einsätze beurteilen? Wenn palästinensische Terroristen Bomben in israelische Einkaufsstraßen legen und dabei Dutzende von Zivilisten töten und verletzen, wäre es dann eine angemessene Reaktion, wenn die Israelis Bomben in palästinensischen Einkaufsstraßen legen? Das würde niemand in Israel für gerechtfertigt halten. So steht Israel vor der Notwendigkeit, klar abgewogene, gezielte Schläge zu führen, um palästinensischer Gewalt zuvorzukommen oder ihr ein Ende zu machen.

Den besonderen Fall des Einsatzes von F-16-Kampfjets begründete Generalmajor Giora Eiland, der Chef des Einsatzkommandos der israelischen Verteidigungsstreitkräfte, folgendermaßen:

»Ich weiß, dass die F-16-Jäger nicht für den Angriff auf Ziele in palästinensischen Städten entwickelt wurden. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass diese Maschinen außerordentlich zielgenau sind. Alle Ziele waren militärischer Art ... es war eine taktische Entscheidung: Die Ziele waren zu groß, zu stark oder zu massiv, als dass man Kampfhubschrauber erfolgreich gegen sie einsetzen konnte. Deshalb haben wir, als wir uns zum Angriff auf diese Ziele entschlossen hatten, nach der erfolgversprechendsten Waffe gesucht, und das waren in diesem speziellen Fall die F-16. Das heißt nicht, dass dies eine neue Stufe des Kampfes gegen den Terrorismus ist und dass wir von nun an nur noch F-16-Jäger einsetzen werden.«14

Israel setzte die Jäger ein, nachdem 88 Israelis, davon 55 Zivilisten, ums Leben gekommen waren. Die Zivilisten wurden nicht zufällig getötet, sondern ganz gezielt umgebracht. In den vorangehenden zweieinhalb Monaten hatten die Palästinenser 28 Bombenanschläge in Israel geplant bzw. tatsächlich durchgeführt. Der F-16-Angriff war die Antwort auf den Bombenanschlag am 18. Mai 2001 auf das Netanya-Einkaufszentrum, bei dem fünf Israelis getötet wurden.

Einen Monat vor dem Einsatz der F-16 hatte das amerikanische Außenministerium die israelischen Luftwaffenangriffe auf Ziele im Gazastreifen als »unangemessene und unverhältnismäßige« Reaktion auf die palästinensischen Anschläge bezeichnet; allerdings räumte der Sprecher ein, dass der Vergeltungsschlag »durch die Granatenangriffe auf Israel provoziert« worden sei.15 Die amerikanische Einstellung entbehrt angesichts der von dem amerikanischen Außenminister Colin Powell formulierten so genannten Powell-Doktrin nicht einer gewissen Ironie. In dieser Doktrin heißt es, Amerika solle »entweder unter Einsatz aller verfügbaren Streitkräfte in Kriegshandlungen eintreten oder gar nicht«.16 Im Folgenden seien nur einige wenige Beispiele für die Anwendung der Doktrin aufgeführt:

          General Powell bestand vor dem Angriff auf Bagdad im Golfkrieg auf einer starken Übermacht. Alliierte Streitkräfte von über einer halben Million Soldaten griffen Saddam Husseins Armee an; der Sieg der Alliierten forderte auf Seiten der Amerikaner nicht einmal 200 Opfer, die Niederlage der Irakis dagegen war mit 35000 Todesopfern, darunter viele Zivilisten, verbunden.

          Powell hatte auch den Oberbefehl bei der Invasion Panamas, bei der 25000 Soldaten und erstmals auch

F-117-Stealth-Bomber eingesetzt wurden. Tausende Zivilisten wurden verletzt und vertrieben und mindestens 100 getötet. Powell sagte später: »Setze alle Kräfte ein, die nötig sind, und entschuldige dich nicht dafür, in die Vollen zu gehen, wenn das zum Erfolg führt. Durch entschlossenes Eingreifen können Kriege rasch beendet und auf lange Sicht Menschenleben gerettet werden.«17

          Als Reaktion auf einen Mordversuch an Präsident Bush im Jahr 1993 schossen die Vereinigten Staaten 23 Cruisemissiles auf das Hauptquartier des irakischen Geheimdienstes ab und trafen dabei auch ein Wohnviertel. Powell bezeichnete dies später als »angemessene« Reaktion.18

          Auch im Balkan setzten die Vereinigten Staaten massive Truppenverbände ein, wobei 1999 im Zuge der versehentlichen Bombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad drei Personen getötet und 20 verletzt wurden.

Die Vereinigten Staaten zögern nicht, eine erdrückende Übermacht gegen ihre Feinde einzusetzen, auch wenn die Bedrohung weit entfernt ist und keinesfalls eine Gefahr für die Existenz ihres Volkes oder die Sicherheit ihrer Bürger darstellt. Dabei wurden die militärischen Ziele zwar in der Regel erreicht, doch es kam immer wieder auch zu Fehlern, die Zivilisten das Leben kosteten und Schäden im nicht militärischen Bereich anrichteten.

Israel ist dagegen in einer völlig anderen Lage. Die Bedrohung, der es gegenübersteht, ist unmittelbar und in nächster Nähe und stellt eine direkte Gefahr für das Leben israelischer Bürger dar. Dennoch hat Israel nicht, wie die Powell-Doktrin vorschlägt, seine gesamte militärische Stärke in die Waagschale geworfen. Es ging bei seinen militärischen Einsätzen planvoll und präzise vor. In den Fällen, in denen Fehler gemacht wurden – die im Krieg nun einmal nicht ausbleiben –, wurden offizielle Nachforschungen angestellt.

Letztlich aber bräuchte Israel überhaupt keine Militärgewalt anzuwenden, wenn die Palästinenser nicht israelische Zivilisten und Soldaten angriffen.

Behauptung

»Die Gewalttaten der Palästinenser sind das spontane Aufbegehren eines Volkes, das unter einer Besatzungsmacht lebt, und sie werden so lange weitergehen, wie die Besatzung dauert.«

Tatsache

Zu der Vorstellung von den angeblich spontanen Gewaltakten der Palästinenser passt nicht, dass die Anschläge auf Israel häufig eindeutig organisiert sind und dass die Palästinenser, insbesondere Terrororganisationen wie die Hamas, unverhohlen die Absicht bekundet haben, den jüdischen Staat bis zu seiner endgültigen Vernichtung zu bekämpfen. Voraussetzung für den Friedensprozess war, dass die Welle der Gewalt durch das Abkommen mit Jassir Arafat eingedämmt würde. Wenn Arafat keine Kontrolle über das Volk hat, das er repräsentiert, dann haben Abkommen mit ihm wenig Sinn. Wenn er aber tatsächlich Einfluss hat, dann beweisen die Anschläge, dass er die Menschen zu Gewalt aufhetzt, statt sie zu verhüten.

Alles deutet darauf hin, dass Arafat die Aktivitäten der Palästinenser in der Westbank und im Gazastreifen weitgehend kontrolliert. Über 97 Prozent der palästinensischen Bevölkerung unterstehen inzwischen seiner Rechtsprechung. Er hat bewiesen, wie rasch er Palästinenser, die seine Führungsrolle in Frage stellen, durch Inhaftierung und in bestimmten Fälllen auch durch Hinrichtung außer Gefecht setzen kann. Wenn es in seine Pläne passte, war es kein Problem für ihn, Mitglieder terroristischer Vereinigungen verhaften zu lassen; allerdings wurden sie stets bald wieder auf freien Fuß gesetzt, um neue Anschläge auf Israel zu verüben. Arafat hat Terrorgruppen gestattet, Strengstoffe und Granaten herzustellen, ihre Mitglieder paramilitärisch auszubilden und junge Männer für Selbstmordanschläge anzuwerben.

Behauptung

»Israel hat sich beharrlich geweigert, Maßnahmen zu ergreifen, die die Situation entspannt hätten; die rücksichtslosen Übergriffe der Israelis haben die Ausbrüche von Gewalt auf Seiten der Palästinenser überhaupt erst provoziert.«

Tatsache

Am 22. Mai 2001 verkündete Ministerpräsident Ariel Sharon einen einseitigen Waffenstillstand in dem Versuch, die Situation zu entschärfen, und in der Hoffnung, dass die Palästinenser daraufhin ihre Anschläge gegen Israelis einstellen würden. Stattdessen nahmen die gewalttätigen Ausschreitungen noch zu, insbesondere die Angriffe auf Zivilisten. Jassir Arafat tat nichts, um die Gewalt zu stoppen oder die Terroristen auch nur zu entmutigen. In den folgenden zehn Tagen kam es zu über 70 Anschlägen, ohne dass Israel den Waffenstillstand beendete oder sich zu Vergeltungsschlägen provozieren ließ. Die palästinensische Terrorkampagne während des israelischen Waffenstillstands kulminierte schließlich in dem Selbstmordattentat auf eine Diskothek in Tel Aviv am 1. Juni, bei dem 20 Personen getötet und über 90 verletzt wurden – in der Mehrzahl Teenager. Angesichts des massiven internationalen Drucks, den dieser schreckliche Anschlag auslöste, und aus Angst vor einem israelischen Vergeltungsschlag verkündete Arafat schließlich ebenfalls einen Waffenstillstand.

Behauptung

»Israel hat versucht, die Palästinenser wirtschaftlich zu schädigen, indem es Steuergelder zurückhielt, die es der palästinensischen Autonomiebehörde schuldete.«

Tatsache

Anfang 2001 beschloss Israel, wegen der anhaltenden Terroranschläge über 50 Millionen Dollar Steuergelder, die das Land der palästinensischen Autonomiebehörde schuldete, zurückzuhalten. Die Vereinigten Staaten und andere Länder drängten Israel, das Geld weiterzuleiten, da die Autonomiebehörde wegen des daraus resultierenden finanziellen Engpasses zum Teil ihre Rechnungen nicht bezahlen konnte. Israel räumte zwar ein, dass es sich um eine harte Maßnahme handelte, hielt sie aber für nötig, um den Palästinensern zu zeigen, dass ihr Unvermögen oder ihre mangelnde Bereitschaft, der Gewalt ein Ende zu machen, Folgen hatte. Israel muss seine Bürger schützen, und diese wirtschaftliche Sanktion war letztlich immer noch milder, als es ein militärischer Vergeltungsschlag gewesen wäre.

Während man Israel die Schuld an dem maroden Zustand der palästinensischen Wirtschaft in die Schuhe schob, verzögerten in Wirklichkeit die arabischen Länder die Weiterleitung von Spendengeldern in Millionenhöhe unter dem Vorwand, man sei in Sorge, dass die Mittel veruntreut und die Korruption innerhalb der palästinensischen Autonomiebehörde dadurch gefördert werden könnte.19

Behauptung

»Die Angriffe der Palästinenser auf die israelischen Sicherheitstkräfte sind nichts anderes als spontane Ausbrüche der Frustration.«

Tatsache

Gelegentlich mag es aus dem einen oder anderen Grund – meist Frustration oder Zorn – zu spontanen Übergriffen gekommen sein, doch sehr viel häufiger wurden und werden die gewalttätigen Ausschreitungen entweder von terroristischen Zellen innerhalb der palästinensischen Autonomiebehörde oder von den führenden Männern der Behörde selbst sorgfältig geplant und organisiert. Im Sommer 2001 zum Beispiel zirkulierten Anweisungen von höchster Stelle, israelische Soldaten anzugreifen. Es war die Rede von der Bereitstellung von Molotowcocktails, Handgranaten und Barrikaden. Für »Hunderte zum Selbstmord bereite Jugendliche, die sich den vorrückenden Truppen in den Weg werfen wollen«, sollten Sprengstoffgürtel vorbereitet werden. Die Instruktionen enthielten auch die Aufforderung, Munition zu sparen und Panzer nur mit »geeigneten Waffen«, nicht mit leichten Gewehren, anzugreifen. »Kämpfer, die bereit sind, ihr Leben hinzugeben, um den vorrückenden Feind aufzuhalten, sollen Breschen in die feindlichen Linien schlagen.«20

 

»Israel steht im Krieg mit einem Feind, der sich in seiner Schläue und Feigheit weigert, den israelischen Soldaten gegenüberzutreten und stattdessen Zivilisten, Frauen und Kinder ermordet.« Michael Kelly 21

 

Behauptung

»Die Palästinenser haben sich an den von CIA-Direktor George Tenet ausgehandelten Waffenstillstand gehalten.«

Tatsache

Im Juni 2001 reiste der CIA-Direktor George Tenet in den Nahen Osten. Er sollte einen Waffenstillstand zwischen Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde aushandeln und damit den Grundstein für die Wiederaufnahme der Friedensgespräche legen. Der Tenet-Plan forderte das Ende aller Gewaltätigkeiten. In den sechs Wochen nach dem Besuch von Tenet begingen die Palästinenser 850 Terroranschläge, die auf israelischer Seite 94 Opfer, davon 17 tödliche, forderten.22

 

»Der Chef der palästinensischen Autonomiebehörde, Arafat, muss diesen schrecklichen Terroranschlag verurteilen. Er muss handeln und die Verantwortlichen vor Gericht stellen, und er muss sofort Schritte einleiten, um künftige Terroranschläge zu verhindern.«

 

Präsident George W. Bush

nach dem Tod von 15 Menschen, davon sechs Kindern, und 90 Verletzten, die bei einem Selbstmordattentat in einem Jerusalemer Restaurant ums Leben kamen.23

 

Behauptung

»Israels Taktik, palästinensische Terroristen umzubringen, ist unmoralisch und sinnlos.«

Tatsache

Israel steht vor der schier unlösbaren Aufgabe, seine Zivilbevölkerung vor Palästinensern schützen zu müssen, die bereit sind, sich selbst in die Luft zu sprengen, um unschuldige Juden zu ermorden. Anfangs setzte man auf den Friedensprozess als Lösungsweg. Seit 1993 glaubte Israel, auf dem Verhandlungsweg Frieden mit den Palästinensern schließen zu können. Nachdem die Israelis sich jedoch aus einem Großteil der Westbank und des Gazastreifens zurückgezogen hatten und der vollständige Rückzug aus den besetzten Gebieten kurz bevorstand, lehnten die Palästinenser die israelischen Zugeständnisse plötzlich ab und wählten die Gewalt, um Israel zu zwingen, alle ihre Forderungen anzunehmen.

Die zweite Strategie Israels war, »Zurückhaltung zu üben«, das heißt, die palästinensischen Gewalttaten nicht mit gleicher Münze zu erwidern. Die internationale Gemeinschaft pflegt Israel zu loben, wenn es nach einem heimtückischen Anschlag noch die andere Wange hinhält. Diese Zurückhaltung mag dem Land zwar die Anerkennung der ausländischen Staatsoberhäupter einbringen, doch sie kann den Schmerz der Opfer nicht lindern und künftige Anschläge nicht verhindern. Ganz abgesehen davon reagieren dieselben Nationen, die Israel zur Mäßigung auffordern, in ähnlichen Situationen meistens mit rücksichtloser Härte. So ließen die Briten nach dem Zweiten Weltkrieg Naziverbrecher ermorden und nahmen IRA-Terroristen in Nordirland aufs Korn.

1986 führten die Vereinigten Staaten, nachdem sie zu dem Schluss gekommen waren, dass Libyen für den Terroranschlag auf eine Westberliner Diskothek verantwortlich war, bei dem ein Amerikaner ums Leben kam und 200 weitere verletzt wurden, eine Reihe von Angriffen auf Ziele in Libyen durch, darunter auch auf das Haus des libyischen Präsidenten Muammar Qaddafi. Die Aktion wurde weltweit als Mordversuch angesehen. Präsident Reagan bestritt dies und erklärte: »Am 13. April legten wir das Hauptziel fest: Qaddafis militärisches Hauptquartier und die Kasernen in Tripolis, die weit entfernt von zivilen Zielen lagen. Im selben Gebiet befand sich auch das Zentrum des Geheimdienstes, von dem aus Libyens weltweites Programm des staatlich geförderten Terrorismus gelenkt wurde. Es war nicht Ziel des Angriffs, Qaddafi zu töten; das hätte gegen unseren Grundsatz verstoßen. Es ging lediglich darum, ihm deutlich zu machen, dass wir seine Terroranschläge nicht länger hinnehmen würden. Wir konnten zwar nicht wissen, wo genau er sich um Zeitpunkt des Angriffs aufhalten würde, waren allerdings der Ansicht, dass es möglich, ja wahrscheinlich war, dass er sich zum Zeitpunkt des Luftangriffs im Gebäude des Nachrichtendienstes oder der Nähe aufhielt.« Qaddafi entkam, doch seine kleine Tochter wurde bei dem Angriff getötet und zwei weitere seiner Kinder verletzt. Außerdem kam eine Rakete vom Kurs ab und schlug in ein nahe gelegenes Wohnviertel ein; die Detonation forderte mehrere Todesopfer. Reagan rechtfertigte die Unternehmung als Akt der Selbstverteidigung gegen den von Libyen unterstützten Terrorismus. »Wenn es um den Selbstschutz geht, hat jede Nation, die Opfer von Terroranschlägen wurde, das Recht auf einen Vergeltungsschlag, wenn sie dadurch neuen Anschlägen vorbeugen kann. Ich war der Überzeugung, dass wir Qaddafi klarmachen mussten, dass er für sein Tun bezahlen muss und dass wir ihn nicht so davonkommen lassen werden.«24

Israel hat einen dritten Weg gewählt – die Beseitigung der führenden Köpfe der Terrorszene. Diese Strategie hat in Israel selbst große Kontroversen ausgelöst, wird jedoch von der großen Mehrheit der Öffentlichkeit befürwortet (nach einer Umfrage von Ha’aretz von 70 Prozent der Bevölkerung). Eine Umfrage von America Middle East Information Network im August 2001 ergab, dass sie auch von der amerikanischen Öffentlichkeit gutgeheißen wird. So waren 73 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Israel im Recht ist, wenn es Terroristen tötet, vorausgesetzt, es hat Beweise, dass sie Bombenattentate oder andere Anschläge planen, die Israelis das Leben kosten werden.25

Der stellvertretende Stabschef Generalmajor Moshe Ya’alon erklärte das Vorgehen folgendermaßen: »Es gibt keine Hinrichtungen ohne Gerichtsverhandlung, auch keine Racheakte gegen Personen, die vor einem Monat einen Anschlag verübt haben. Wir werden lediglich bei Personen aktiv, die uns mit Terror bedrohen. Es ist uns lieber, sie zu verhaften, und wir haben über Tausend von ihnen inhaftiert. Doch wenn das nicht möglich ist und die Palästinenser nicht tätig werden wollen, dann bleibt uns keine andere Wahl, als uns zu verteidigen.«26

Das Unschädlichmachen von Terroristen hat eine ganze Reihe von Vorteilen: Erstens bleibt der Terror nicht ungesühnt. Die Attentäter wissen, dass sie, wenn sie Gewalt gegen andere einsetzen, selbst mit Gewalt rechnen müssen. Zweitens ist es eine Methode der Selbstverteidigung: Attentäter werden ausgeschaltet, die sonst Juden umbringen würden. Es stimmt zwar, dass dann andere an ihre Stelle treten, doch sie tun das in dem Wissen, dass sie selbst zu Zielscheiben werden. Drittens muss es die Terroristen unruhig machen: Sie können einen Anschlag nicht mehr unbekümmert planen, sondern müssen ständig auf der Hut sein und weit mehr Schwierigkeiten überwinden, um ihre Ziele zu erreichen. Viertens kann das Unschädlichmachen von Terroristen geplante Anschläge verhindern.

 

»Wenn man es mit einer Organisation zu tun hat, die zum Beispiel einen Selbstmordanschlag geplant hat oder plant, und die Israelis haben hieb- und stichfeste Informationen darüber, wer diesen Anschlag durchführen soll und wo der Betreffende sich aufhält, dann halte ich es für gerechtfertigt, wenn sie versuchen, sich selbst zu schützen, indem sie dem Anschlag zuvorkommen.«

U.S. Vizepräsident Dick Cheney

 

Natürlich hat diese Methode auch ihren Preis. Neben der Verurteilung durch die Weltöffentlichkeit geht Israel das Risiko ein, wichtige Informanten preiszugeben, die oft zur Auffindung der Terroristen beitragen. Und israelische Soldaten müssen manchmal hochriskante Operationen durchführen, die gelegentlich tragische Verluste an Menschenleben und Eigentum fordern.

Die am häufigsten zu hörende Kritik, dass ein solches Vorgehen nichts nützt, weil es lediglich neue Racheakte der Terroristen herausfordert und so in einen Teufelskreis von Gewalt mündet, ist wohl am wenigsten überzeugend. Menschen, die sich selbst in die Luft sprengen, um Märtyrer zu werden, werden immer eine Rechtfertigung für ihr Handeln finden. Sie sind entschlossen, die Juden aus dem Nahen Osten zu vertreiben und werden nicht damit aufhören, ehe sie ihr Ziel erreicht haben.

1          Jerusalem Post, 4. März 2001.

2          Zitiert in: Sharm El-Sheikh Fact-Finding Committee; Regierungsverlautbarung des israelischen Außenministeriums, 28. Dezember 2000.

3          Ebd.

4          Israelische Verteidigungsstreitkräfte.

5          Jerusalem Post, 22. Februar 2001.

6          Ha’aretz, 1. März 2001.

7          Near East Report, 5. März 2001.

8          Arutz-7, 6. Juli 2001; B’Tselem.

9          Jerusalem Report, 21. Mai 2001.

10        CNN, IDF, Jerusalem Post, 28. November 2000.

11        Zitiert in Jerusalem Post, 1. April 2001.

12        Washington Post, 17. Juni 2001.

13        Brief von George Mitchell und Warren Rudman an ADL-Direktor Abraham Foxman, 11. Mai 2001.

14        Mitteilung von Generalmajor Giora Eiland, Chef des IDF Operation Branch, an die Auslandspresse, Jerusalem, 20. Mai 2001.

15        Kurzmitteilung des Außenministeriums, 17. April 2001.

16        Time, 19. April 2001.

17        Colin Powell: My American Journey; NY: Random House 1995, S. 434.

18        Washington Post, 28. Juni 1993.

19        Ha’aretz, 11. Februar 2001.

20        Foreign Report, 26. Juli 2001.

21        Washington Post, 15. August 2001.

22        Jerusalem Post, 2. August 2001.

23        Reuters, 9. August 2001.

24        Ronald Reagan, Pressemeldung, Washington Post und andere Zeitungen.

25        JTA, 30. August 2001.

26        Jerusalem Post, 10. August 2001.

27        Washington Post, 7. September 2001.